Saturday, June 08, 2013

5. Tag: von Sulecin nach Kostrzyn

Bei leichtem Regen geht es die erste Anhöhe hinauf in Richtung Brzezno. Es folgt eine längere Straße nach Lubien; der Reiseführer ist da etwas ungenau, verzeichnet u.a. einen See direkt in Sichtweite der Straße nicht. Ich als "Reiseleiter" mache mir heimlich Sorgen, ob wir noch richtig sind, aber als wir Lubien erreichen, ist alles gut.
  
Ein (möglicherweise stillgelegter) "Landwirtschaftsbetrieb" in Lubien, sicher ein ehemaliger Gutshof
 Die Regenhose habe ich inzwischen wieder abgelegt, und bald hört es auch endgültig auf zu regnen. Abgesehen von der ersten Steigung nach Brzezno geht es auch heute nur mal leicht auf und ab, und wie auch schon die letzten beiden Tage habe ich das Gefühl, es gehe tendenziell eher etwas bergab als bergauf. Ohnehin habe ich heute vom Start an richtig Lust auf Rad fahren, bin heiß auf die Strecke. Am 5. Tag sind wir so richtig drin.Und nachdem wir gestern schon die 46 km sehr leicht geschafft haben, schrecken mich und uns die heutigen 44 kein Stück mehr. Vielmehr staune ich wiederum über eine sehr übersichtliche Strecke, die heute laut Karte vor uns liegt.
Die erste Zwangspause des Tages lag zwischen Lubien und Grabno,
 der nächste Ort war dann Osno Lubuskie, mit rund 3500 Einwohner einer der größeren Orte des Tages. Ein durchaus repräsentatives Haus im Ort wird als Auslauf-Garten für Schafe genutz, interessant! Mit dem Erreichen dieses Ortes haben wir ganz nebenbei innerhalb zweier Stunden auch die Hälfte der heutigen Wegstrecke hinter uns gebracht. Der Reiseführer schreibt zu Osno Lubuskie, vor lauter Kopfsteinpflaster übersehe man leicht die Sehenswürdigkeiten des Ortes. Und es ist tatsächlich so... Eine umfassend erhaltene Stadtmauer und die "monumentale Jakobikirche" nimmt man allenfalls am Rande wahr.
Wir fahren schräg durch den Ort, und erklimmen die Anhöhe in Richtung Gronow. Es regnet längst nicht mehr, und mir sagt das frische Wetter so richtig zu.
Der nächste Ort ist - nach einer längeren Abfahrt von Gronow hinunter - Stansk, wo wahnsinnig viele Tiere zu sehen sind. Auf der Durchgangsstraße laufen Hunde, Katzen und Hühner. Unglaublich ist das Gelände eines alten Bauernhofs, das einfach als Auslauf für Hühner genutzt wird. Diese stapfen da einfach durch den Garten und den alten Backstein-Bau. Auch der Ortsausgang mit den Höfen am See ist sehr schön.
Weil es gerade so gut läuft, machen wir erst im nächsten Ort Rast: Czarnow ist gleichzeitig der letzte Ort vor Kostrzyn. In einem Sklep kaufen wir alles, was wir brauchen, und setzen uns draußen auf eine der Bänke. Ein älterer Mann kommt dazu, fängt mit uns ein Gespräch an und verschwindet dann kurz nach Hause, um Urlaubs-Fotos von sich zu holen und uns diese zu zeigen! Daraufhin gesellt sich noch ein anderer Dorfbewohner hinzu.
Von Skansk bis zur B22, die dann nach Kostrzyn führt, gibt es einen separaten Radweg. Leider nicht auf der B22, und dieser Streckenabschnitt war wieder so einer, der mir überhaupt nicht gefällt. Es ging rund 10 km an einer Hauptverkehrsstraße entlang. Der Auto-Verkehr kam zwar nur in Wellen, aber das war schon schlimm genug. Die gute Aussicht auf den Nationalpark Warthemündung zur Rechten konnte ich unter den Bedingungen auch nicht genießen, ich war einfach nur froh, als wir gegen Viertel nach 3 in Kostrzyn angekommen waren. Inzwischen hatte uns auch das Gewitter erreicht, das wir von der B22 aus in der Ferne aus gesehen hatten. 
 
Dunkle Wolken zogen auf... am Aussichtsturm am Warthedelta, an der B22
Ich hatte noch gehofft, der Wind treibe es weg von uns, aber es war wohl doch nur Fahrtwind gewesen, den ich gespürt hatte. Nun konnten wir uns gerade noch an einem Bankautomaten (der übrigens im Reiseführer verzeichnet ist... wie absurd) unterstellen, ehe es so richtig losprasselte. Erst ziemlich genau um 16 Uhr waren wir dann am Bahnhof, den ich mir im Übrigen viel größer vorgestellt hatte. Unser Zug fuhr dann um 17.11 Uhr, und gegen 18.30 Uhr waren wir dann zuhause in Berlin.

4. Tag: Von Miedzyrzecz nach Sulecin

Der Plan war gewesen, bei Regenwetter hier nun wirklich in den Zug zu steigen, Miedzyrzecz hat auch wirklich einen intakten Bahnhof mit Verbindungen nach Deutschland. Allerdings jeweils mit Umstiegen, und ganz klar wurde es mir nicht, inwieweit man Räder mit in polnische Regionalzüge nehmen kann. Diese Frage stellte sich aber schließlich gar nicht, denn morgens erwartete uns praller Sonnenschein, und dann war schnell klar: wir radeln weiter! Es wäre auch viel zu früh gewesen, schon wieder nach Hause zu fahren: das "Dzien dobre" (ikmmerhin das) ging uns längst leicht von den Lippen, und auch an die Kommunikation mit Händen und Füßen waren wir mittlerweile gewöhnt, sie schreckte nicht mehr, sondern gehörte einfach dazu.
Das heutige Etappenziel kam mir auch seltsam nah vor: mit 46 km waren es zwar nur sieben weniger als zum Beispiel gestern, aber auch auf der Karte sah es so verdammt kurz aus, gerade einmal über zwei Kartenblätter des Reiseführers hinweg...
In Miedzyrzecz ging es dann zunächst ins Ortszentrum, dann ein Stück am Fluss entlang, und dann eine größere Ausfallstraße (B 137) in Richtung Sulecin. Zunächst gab es einen breiten Fußgängerweg links der Straße, was natürlich besonders angenehm zu fahren ist. Leider endete dieser Weg jedoch am Friedhof, und die weiteren knapp 10 km bis zur Abzweigung nahe Templewo musste wir eben die Bundesstraße entlang. So allzu befahren war sie nichtmal, aber es fuhren doch einige Laster und Militär-Transporte an uns vorbei, und manche durchaus knapp. Ich bin immer froh, wenn ich solche Strecken hinter mich gebracht habe. Einziger Lichtblick war der schöne kleine Ort Pieski, durch den diese Straße auch führte.
 
Templewo
Kurz vor Templewo dann die Abzweigung auf kleinere Straßen, und da wurde es richtig herrlich. Templewo, Nowa Wies, Sokola Dabrowa: schöne kleine Orte, verbunden durch gute, wenig frequentierte Straßen.
 
Zwischen Templewo und Nowa Wies (groß-klicken zeigt kleinere Hügelchen kurz vor dem Horizont)

In Nowa Wies

In der Ortsmitte von Sokola Dabrowa, wo es Bänke mit Blick auf Dorf-Tümpel und Kirche gibt, machten wir dann auch die erste längere Rast des Tages. Wir hauten uns die Stullen rein, während das Dorf eine(n) der Ihren unter die Erde brachte. Aber pietätlos war das nicht; die Zerstörung der Bank gestern sollte die einzige Missetat von uns geblieben sein...
Bisher hatten wir außerhalb von Miedzyrzecz keinen offenen Sklep entdecken können, befürchteten schon, ob diese montags eventuell geschlossen wären. Kurz vor Osieko fanden wir dann aber wieder den ersten geöffneten. In Lubniewice wurde uns etwas die Verkehrsführung zum Verhängnis: da wir uns wegen Panne kurz trennen mussten, versäumten wir uns wegen zweier Einbahnstraßen und der Unklarheit, wo lang wir fahren wollen, kurzzeitig. Im Ortskern, an einem kleinen Marktplatz, versorgten wir uns dann bei einem Metzger mit Köstlichkeiten, und machten hinter Lubniewice Rast an einem See (J. Lubiqz), übrigens eine wirklich sehr schöne Badestelle im Wald, in Sichtweite der Landstraße. Nur die Hütten, die dort standen, waren etwas vermüllt. Montag nachmittags waren wir aber die einzigen Gäste.  Und das schöne Wetter ließ sogar ein Bad zu.
Längs des Weges gab es mehrere Anzeichen auf eine ehemalige Bahnstrecke zu sehen: zunächst, noch bevor der See kam, links (südlich) des Weges eine alte gemauerte Unterführung (die ohne Bahn überhaupt keinen Sinn macht!), später rechts des Weges ein ehemaliger Bahndamm und eine ehemalige Brücke mit Verbots-Schild über die nicht mehr existenten Gleise, das Bauwerk sah aus wie durchaus gut erhaltener Beton. Alte Bauwerke, die da einfach vor sich hingammeln. Ein paar Meter weiter westlich habe ich mir das mal näher angesehen, und die ehemalige Fahrrinne ist deutlich zu erkennen, auch wenn keine Schienen mehr da lagen.
Inzwischen waren durchaus kräftige und hohe Bäume nachgewachsen, und auch nicht nur Birken, allerdings kaum Büsche oder ähnliches, und auch nur vereinzelte Bäume. Meine Vermutung ist, dass es doch nicht rund 60 Jahre her sein kann, dass hier noch Gleise lagen. Spannend zu überlegen: wer hat da wann zu welchem Zweck eine Bahnlinie angelegt. Und wer hat da dann wann, warum die ehemaligen Gleise entfernt (und nicht weiter genutzt?)? 
Wir fuhren da eine sehr schöne Waldstraße entlang: wieder asphaltiert und kaum befahren. Der nächste Ort war Jarnatow, danach kam Miechow, mit einem zweisprachigen Schild vor der örtlichen Kirche. Zum Ortsausgang ein kleiner Anstieg, dann eine langgezogene, rund 5 km dauernde Abfahrt rein nach Sulecin. Hier hatte das im Reiseführer empfohlene Pensionat zu, und zwar dauerhaft. Aber das Hotel Hetmann hatte offen und war solide und gut. Sulecin ist stark von der real-sozialistischen Bauweise geprägt und machte auf mich einen bedrückenden Eindruck.
 
Sulecin vom Hotel-Fenster aus

Wednesday, June 05, 2013

3. Tag: Von Sierakow nach Miedzyrzecz

"Sierakow" wird auf Polnisch übrigens ausgesprochen wie ein nicht allzu beliebter Ministerpräsident Frankreichs in den 90er Jahren. Und anzufügen an die Reportage vom 2. Tag gibt es auch noch, dass ab Zajaczkowo nicht nur die Landschaft eine andere, nämlich eine deutlich welligere geworden war, sondern dass auf einmal auch die Leute viel netter waren. Die Frau im SKLEP sprudelte einfach weiter fröhlich vor sich hin, auch wenn sie längst gemerkt hatte, dass wir sie nicht verstehen. Dazu hielt extra ein Auto, und der Fahrer fragte, ob wir bei der Fahrradpanne Hilfe bräuchten. Im Nachhinein las ich, dass die Leute in Poznan und Umgebung als eher "Deutsch" gelten, womit gemeint ist, dass ihnen nachgesagt wird, dass sie zwar wirtschaftlich erfolgreich, aber unfreundlich seien... Das lass ich mal so stehen, jedenfalls hatten wir mit dem düsteren Wald zwischen Wielonek und Zajaczkowo auch die nervige Verschlossenheit der Leute hinter uns gelassen.
Los ging es heute in Sierakow. Aus dem Ferien-Gebiet am Stadtrand mussten wir wieder in die Stadt. Es regnete nicht mehr, es sah aber weiterhin trübe aus, so wollten wir abchecken, ob es heute eine Möglichkeit gäbe, in den Zug zu steigen, um ggf. einige Kilometer einzusparen. Um es vorweg zu nehmen, es gab wieder keinen Bahnhof, der noch intakt war. So blieb nichts weiter übrig, als welches-Wetter-auch-komme die heutigen 50 km hinter uns zu bringen. Es ging zunächst den Berg hinauf und wieder hinunter - die stillgelegte Bahnlinie kreuzend - nach Gora, von dort weiter nach Srem, Kurnatowice und Prusim. Alles auf sehr gut befahrbarer, kaum von Autos frequentierter Landstraße. Nach Prusim musste kurz die fette Autostraße 24 überquert werden, das ging aber zum Glück fix, jenseits der Autostraße dann den Berg hinauf und an einer Deponie vorbei, dann über Mnichy (hier im Ortskern unbedingt rechts Richtung Gralewo abbiegen, auch wenn das der Reiseführer nicht so eindeutig anzeigt!) und Gralewo bis Glazewo. Dieser Ort hätte sich ohnehin für eine Rast angeboten, wir mussten aber auch so auf jeden Fall halten, denn die nächste Platten-Panne hatte sich ereignet.
 
auf der Strecke, zwischen Gralewo und Glazewo

Glazewo zeigte sich als etwas größerer Ort, der in seiner Mitte einen schönen, durchaus größeren Teich hat. Die Häuser sind fein säuberlich um diesen herum angeordnet, was - wenn mich nicht alles täuscht - für eine deutsche Besiedlungsweise spricht. Wir machten es uns auf einer Bank vor einem Haus bequem und holten die Stullenpakete heraus. Nach einer gewissen Zeit kam gar eine ältere Anwohnerin heraus und fragte uns, ob wir nicht zum Kaffee hoch kommen wollen... Sehr nett, und da es zwar trocken, aber dennoch windig und etwas unwirtlich war, wäre das schon fein gewesen. Wir haben es aber dennoch abgelehnt, schließlich wollten wir noch weiter. Dankbar, wie wir sind, haben wir dann auch noch die Bank geschrottet, die aber schon vor uns recht morsch gewesen war... Trotzdem: au weia...
 Ortskern Glazewo mit dem Teich
 Von Glazewo ging es nun etwa 4 km auf der Bundesstraße 160 bis Lowyn: zum Glück recht wenig Autos unterwegs, aber der Wind blies doch unangenehm!
In Lowyn konnten wir diese Piste zum Glück gleich wieder verlassen, und wieder wurde ein Ort zum Wendepunkt, was die Straßenverhältnisse und die Landschaft betrifft! Aus der Ortschaft herausgefahren, wartete nun eine wunderbare neue Asphaltstrecke auf uns, und es wurde merklich flacher. Nicht ganz flach, aber die Hebungen und Senkungen wurden sanfter. Vor allem ab dem nächsten Ort Swiechocin bis hinein nach Pszczew eine wirklich großartige Strecke zum Radfahren.
 
 Dazu häufig von Wald umsäumt, so dass wir vom Wind nur noch wenig spürten. In Pszczew machten wir Halt an einem örtlichen Sklep. Hier hätte, trotz Sonntag, übrigens auch ein Edeka geöffnet gehabt.
Pszczew ist eine etwas größere Ansiedlung mit etwas über 4000 Einwohnern. Als wir mal etwas unorientiert durch den Ort fuhren, fanden wir am Straßenrand zwei Grabsteine: einen mit einem Davidstern und einer polnischen Inschrift, eine mit hebräischer Inschrift.
 
Es gab an dieser Stelle einmal einen jüdischen Friedhof, der offenbar erst in den 1970ern achtlos geschleift wurde. Die einst größere jüdische Gemeinde sei wohl schon vor den Nazis in ihrer Bedeutung geschwunden, vor allem, weil viele Menschen in Städte ausgewandert seien. Zum Weiterlesen hier ein Einstiegs-Link:
Von Pszczew ging es nun wieder eine Bundesstraße über Policko und Bobowicko nach Miedzyrzecz: keine besonders angenehme Straße, obwohl sie meistens bergab führt. Möglicherweise war, weil Sonntag war, sogar noch halbwegs wenig los. Wochentags ist diese Straße sicher nochmal eine Stufe verkehrsreicher und nerviger.
Wobei man sich schon freuen kann, wenn man Bobowicko erreicht hat, denn ab da führt ein Gehweg rechts der Bundesstraße bis hinein ins Stadtzentrum. Auf den letzten Kilometern kam nun die Sonne heraus. Wir hatten wieder ein Quartier vorbestellt. Nach längerem Suchen stellte es sich als (Fernfahrer-?) Motel direkt an einer Tankstelle heraus, durchaus rund 2 km vom Stadtzentrum entfernt. Die anfangs nicht so große Begeisterung steigerte sich schließlich aber wieder, denn das Essen war gut, die Leute nett und auch die Zimmer rundum gut. Und in die Stadt wollte nun eh keiner mehr von uns...  

Sunday, June 02, 2013

2. Tag: Von Szamotuly nach Sierakow bei Regenwetter

Am Vorabend hatten wir im übrigen noch eine sehr versteckte, aber total hübsche Kneipe in Szamotuly entdeckt. In die sich sonst offenbar nur einheimische Männer verirrten... Einer von ihnen sprach uns schließlich auch auf Englisch an. Später kamen noch andere. Als sie realisierten, dass wir aus Deutschland kamen, wurden wir gleich zu Lewandowski und Borussia Dortmund befragt, Lewandowski scheint in Polen echt ein kleiner Volksheld zu sein.
Als wir nun am neuen Tag aufbrechen wollten, erwartete uns nach leckerem Frühstück incl. Rührei (das uns fortan jeden Tag angeboten wurde - auch ne schöne Sitte!) übles Regen-Wetter. Aber es half ja alles nix, wir mussten weiter. Heute standen um 50 km vor uns. Oder eventuell unterwegs ein Einstieg in den Zug. Zunächst aber mal los, aus Szamotuly raus, die Bundesstraße 187 entlang (zum Glück mit separatem Gehweg an der Seite) und nach Jastrowo. Hier (bzw. ich meine, es war kurz vor dem Ort) sind wir falsch gefahren: die Beschilderung war nicht so ganz eindeutig, richtig ist auf jeden Fall, nicht der asphaltierten Straße zu folgen, die nach links abbiegt, sondern die gerade Strecke zu wählen, die über gehärteten Sand in den Wald führt. Diese Sand-Piste dauert dann etwa 3 km lang, und wird leider mittendrin auch mal etwas mühsamer. Durch die Orte Rudki und Piaskowo kommt man dann aber irgendwann nach Ostorog, ein etwas größerer Ort. Hier war noch ein Bahnhof eingezeichnet, sowohl auf der Karte im Ort wie auch im Reiseführer. Was ja durchaus nett gewesen wäre, bei dem Regen in den Zug steigen zu können...
Nun, das Bahnhofsgebäude steht auch noch. Aber die Bahnlinie verkehrt schlicht nicht mehr, wurde still gelegt... Was schon ein kleiner Dämpfer war.
 
(haha - immerhin stand noch "Rauchen verboten" auf Deutsch am ehemaligen Bahnhof...)
Und die nächste Schlechte-Laune-Zufuhr kam nach Wielonek: denn im Wald nach Wielonek beginnt eine rund 4 km lange Sandstrecke, die zwar nicht ganz so schlimm ist wie die gestrige vor Rostworowo. Dennoch... das hat schon gezehrt: mieses Wetter, kein Zug, und sooo ein Weg...
Ab Zajaczkowo wurde dann zum Glück die Straße deutlich besser. Und - oho! - ein Sklep! Der hob die Laune gleich wieder, auch wenn ein Mitreisender den ersten Platten zu beklagen hatte... Dort also eine Rast.
 
(wieder die örtlichen Briefkästen, und hinten der SKLEP von Zajaczkowo)
Die weitere Strecke des Tages zeigte sich als recht hügelig: Psarskie, Nojewo, Gnuszyn; von dort sind wir abweichend vom Reiseführer direkt in Richtung Chrzypsko Wlk. gefahren, um ein paar Kilometer zu sparen. Ein recht welliges Gelände, mit verhältnismäßig langen Anstiegen und Abfahrten.
In Chrzypsko Wlk. hatten wir leider etwas Orientierungsschwierigkeiten, und wir fuhren den kleinen Umweg über Bialcz auf der B 186. Kürzer wäre gewesen, gleich dem Schild zur B 133 nach Sierakow zu folgen...
Na gut, aber so ging es eben über Bialcz nach Ryzyn (zwischenzeitlich mussten leider noch die Platten-Boxen-Stopps Nr. 2 und 3 beklagt werden) und von dort nach Sierakow. Das Quartier, das wir dort vorbestellt hatten, befand sich etwa 2 km stadtauswärts in Richtung Süden in einer Touri-Ferien-Anlage. Naja, nicht gerade mein Traum, aber was soll's. Am Ende eines solchen Tages hätte ich mich überall einquartiert, wo es trocken ist und ich warm duschen kann... Das Champions League-Finale haben wir dann auf'm Zimmer geguckt, zum Glück ist Lewandowski ja Volksheld in Polen, so dass es im polnischen Fernsehen lief. Und im Ganzen war auch dieses Quartier völlig okay. Umgerechnet zahlten wir übrigens pro Nacht und Kopf je 20-25 € die Nacht für echt gut ausgestattete Zimmer.


  

1. Tag: Von Poznan nach Szamotuly

Nach nahezu 14 Jahren Berlin ging es nun erstmals nach Polen, obwohl es doch sooo nah ist! Der Gedanke, einfach an der Grenze zu starten und darauf los zu fahren, wurde schließlich aus diversen Überlegungen dran gegeben, und so fuhren wir zu dritt mit dem Zug bis Poznan (Posen), und starteten von dort aus mit dem Fahrrad... Im Übrigen versorgt mit dem Radreiseführer "Berlin - Posen - Warschau" von Detlef Kaden.
 
Los ging es in Poznan durch die Stadt, wo wir nur an einer Stelle fragen mussten. Wir sind alle drei nicht des Polnischen mächtig, aber eine junge Frau verstand zum Glück Englisch und konnte uns die richtige Richtung weisen. Da wir erstmal kräftig Kilometer machen wollten, blieb nicht viel Zeit, uns Poznan anzusehen.
Es ging dann raus aus der Stadt in Richtung Nord-Westen, ein schöner Radweg, Parks entlang, und die ersten Orte waren Psarskie und Kiekrz. Irgendwo wurde uns verdeutlicht, dass der grün ausgeschilderte Radweg nach Szamotuly führen würde, zu unserem heutigen Ziel. So fuhren wir die nächsten Kilometer erstmal diesem grünen Pfeil nach. Das wurde uns nach Kiekrz zum Verhängnis.
Denn hier wich der grüne Pfeil vom im Reiseführer emfohlenen Wege ab, was wir aber erst zu spät bemerkten. Die Pfeil-Beschilderung führte uns dann eine stellenweise nicht mehr zu befahrende Sand-Piste entlang! Und zwar über Pawlowice, über eine frisch gebaute (nahezu leere!) Autobahn hinweg und nach Rostworowo. Besonders der Teil im Wald vor Rostworowo ist wegen tiefen Sandes nicht zu befahren. Wer die Möglichkeit hat, sollte diese Strecke wirklich meiden...
In Rostworowo kamen wir dann wieder auf die vom Reiseführer empfohlene Route, eine nahezu überhaupt nicht befahrene Landstraße. Und im nächsten Ort Zygowo machten wir am ersten "Sklep" Station. "Skleps" lernten wir schnell zu schätzen. Nahezu jeder Ort, durch den wir kamen, und sei es das kleinste Dörfchen, hatte so ein kleines Geschäft, das meist sogar sonntags geöffnet hat. Eine großartige Einrichtung!


Weiter ging es über Przeclaw, Pamiatkowo, Baborowko und Kepa, ehe wir Szamotuly erreichten. Dort hatte ich vorab per e-mail und mithilfe von "Google Übersetzer" zwei Zimmer bestellt. Nun, diese Vormerkung hatte trotz Bestätigung nicht geklappt, aber es war ein Doppel-Zimmer frei, in das dann noch ein Zusatz-Bett gestellt werden konnte. Und so wurde alles gut. Der Eigentümer stellte sich als sehr unterhaltsamer, fast perfekt Englisch sprechender Mensch heraus. Das war doppelt erleichternd für uns, denn die ersten Kontakte mit der polnischen Bevölkerung hatten eher miesepetrige Eindrücke bei uns hinterlassen. Und, dass die Leute offenbar nur Polnisch verstünden. Einerlei: Hotel & Restaurant Sanguszko ist empfehlenswert!
So machen's die anderen, Lektion 1: Briefkästen gibt es zentral im Ort, nicht an den Häusern selbst!