Tuesday, May 12, 2015

Hafenpicknick mit Joe Bauer am 4. Juli in Stuttgart-Hedelfingen

Eine sehr feine Veranstaltung auf sehr interessantem Terrain gibt es am 4. Juli 2015 im Stuttgarter Hafengelände. Joe Bauer lädt zum dritten Mal zum "Hafenpicknick". Und u.a. tritt Wiglaf Droste auf, ein Autor, der mir um die Jahrtausendwende, als ich noch taz las, durch seine Bissigkeit hervorragend gefiel. Ich sag nur "Hoch die Mauer" und "Cordhütchen-Sozialismus", oder seine Ausfälle gegenüber Helmut Markwort - "Was Typen wie Markwort ärgert, das freut die Menschen!". Aber ich schweife ab.
Kurz dachte ich daran, das könnte ein schöner Anlass sein, mal wieder anzureisen. Ich bin allerdings für den Abend des 3. Juli 2015 schon vergeben - erstmals die Beatsteaks und erstmals in der Wuhlheide, und wenn ich oben schrieb, "feine Veranstaltung auf sehr interessantem Terrain", trifft das auch dafür zu.
Allen Stuttgartern sei der Termin hiermit aber empfohlen, auch wenn er (was auf dem Flyer nicht steht, diese windigen, stets gern Geschäfte machenden Schwaben!) rund 23 € Eintritt kostet. Sollte sich aber lohnen. Stets neue und alle alten Kolumnen von Joe Bauer gibt es übrigens hier: Flaneursalon.

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Rezension: Karel Ptáčník - Jahrgang 21


Bei der Besprechung dieses Buches heißt es für mich, vorsichtig zu sein. Denn: mir liegen einige flapsig-spöttische Bewertungen dazu auf der Zunge, die ich sicher auch anbringen werde, aber sie sollen nicht dominieren, denn im Ganzen ist es durchaus ein interessantes und kein schlechtes Buch. Das tschechische Original ist 1954 erschienen, ab 1957 folgte eine deutschsprachige Ausgabe in der DDR, die es heute antiquarisch sehr günstig zu erstehen gibt. (Um nicht zu sagen: es wird einem ab 1 € nachgeschmissen…) 1957/58 erschien ein Film mit demselben Namen, aber mit einigen Veränderungen, gedreht in Kooperation von Tschechischem Staatsfilm und DEFA (siehe: www.zeit.de).

Karel Ptáčník, selbst im Jahr 1921 geboren, später am „Prager Frühling“ beteiligt, beschreibt in diesem Roman aus eigener Erfahrung den Werdegang einer Gruppe tschechischer Zwangsarbeiter, die ab 1942 im Deutschen Reich eingesetzt werden. Sie untersteht direkt einem Wehrmachtskommando und wird vor allem zur Behebung von Bombenschäden eingesetzt, das heißt zum Abriss von Ruinen und zum Wiederaufbau von Gebäuden und Straßen. Die erste Station ist Baumholder in Rheinland-Pfalz, später werden sie ins Saarland, dann nach Essen, Kassel und schließlich nach Zeitz bei Leipzig verlegt. Es ist eine Gruppe von einigen hundert Tschechen, in der Regel alle geboren im Jahr 1921. Im Mittelpunkt stehen die Männer namens Honsik, Karel, Mirek, Pepousch und Kowanda, wobei letzterer älter ist als alle anderen, sein Alter wird mit Mitte 40 angegeben.
Um den Teil mit dem flapsig-spöttischen Zungenschlag anzubringen: es handelt sich – womöglich durch eine Glättung durch die Übersetzung? -  sicher um keine große Literatur. Die Gruppe der tschechischen Zwangsarbeiter durchlebt ähnlich wie in einem Karl May-Roman „Abenteuer“, eine Assoziation, die kurz vor Ende des Textes bestärkt wird, als auf einem Evakuierungsmarsch davon die Rede ist, „da traf ihn die Faust“. Gemeint ist in jenem Fall allerdings nicht die von Old Shatterhand, sondern die eines Tschechen, die einen Gefreiten der Wehrmacht trifft.
Die auftretenden „Kameraden“, wie sie sich selbst nennen, positionieren sich als landsmannschaftliche Einheit und bleiben in ihren internen Gesprächen klar gegen die Wehrmacht und das Nazi-Regime eingestellt. Sie nehmen ihre Lage im Ganzen eher locker, lassen sich zwar auf die Zwangsarbeit ein, nehmen sich aber so gut es geht ihre Freiheiten und überarbeiten sich allem Anschein nach nicht. Hierbei ist insbesondere immer Kowanda derjenige, der die jüngeren zur Gelassenheit und gepflegten Sabotage ermuntert. Diese Lässigkeit im Ton führt dazu, dass das Buch einen leicht humorvollen, fast schon harmlosen Unterton behält, und das, obwohl es vor dem ernsten Hintergrund des Zweiten Weltkrieges und der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus spielt. Und obwohl diese ernsten Erlebnisse auch immer wieder geschildert werden, sei es bei Luftangriffen, sei es bei Aufräumarbeiten. Einige der Kameraden werden verwundet, verbringen längere Zeit im Krankenhaus, einige sterben gar. Auch hat die Gruppe einen „Verräter“ zu beklagen, einen Kameraden, der vom Wehrmachtskommandanten zum Sprecher ernannt wird, und der sich zunehmend auf die Seite der Macht stellt. Dennoch bleibt die Truppe in ihren Unterhaltungen relativ locker – man fragt sich, ob das eben der tschechische Charakter ist, oder ob dieser Ton durch die Hoffnung darauf gespeist wurde, dass das Deutsche Reich nicht ewig besteht und die Zwangsarbeiter eines Tages freikommen. Soviel zu den irritierenden Punkten.
Dem Buch ist insbesondere zugute zu halten, dass es historische Tatsachen weitgehend korrekt wiedergibt und es keinerlei Anlass gibt, seinen grundlegenden Aussagen zu widersprechen. So nennt es gleich zu Anfang (S. 14/15) die besondere Stellung der Tschechen unter den Zwangsarbeitern, die mit der Situation der aus Polen und der Sowjetunion, die weitestgehend wie Sklavenarbeiter behandelt wurden, nicht zu vergleichen war. Später folgen bedauernde Einschätzungen von „Kameraden“ zu ukrainischen Zwangsarbeitern, die in einem Nachbarkommando arbeiten, und in einer Situation überbringt Honsik heimlich des Nachts Essensrationen an benachbarte serbische Zwangsarbeiter.
Auch die Visionen nach einer Niederlage des Deutschen Reiches werden differenziert dargestellt. Sicher ist Honsik, der mit zunehmendem Verlauf des Buches zur Hauptfigur aufgebaut wird, überzeugter Kommunist und entwirft das Ideal einer zukünftigen kommunistischen Gesellschaft, was bei einem tschechischen, von einem DDR-Verlag übersetzten Buch nicht verwundert. Allerdings werden von anderen „Kameraden“ auch pro-westliche, Kommunismus-kritische Positionen geäußert, das heißt, es ist keineswegs ein Buch, das übermäßig Propaganda betreiben würde. Der Ton gegenüber den Deutschen ist - eventuell geprägt durch den direkten Kontakt zu Menschen, die durch Bombenangriffe Leid erfahren haben – überraschend differenziert und verständigungsbereit. Inwieweit dabei Propaganda mit im Spiel war (Verständigung CSSR-DDR?), kann ich an dieser Stelle nicht beurteilen.
„Jahrgang 21“ gewährt somit überwiegend glaubhafte Einblicke in das Leben von tschechischen Zwangsarbeitern zur NS-Zeit, die direkt der Wehrmacht unterstanden, und weist auf viele interessante Details hin. Interessierten am Schicksal von Tschechen, die Zwangsarbeit in der Privatwirtschaft (meist in Rüstungsbetrieben) leisten mussten, wird damit jedoch – das sollte dem Leser von Anfang an klar sein - nur am Rande geholfen.

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'Into the unknown' - 999 und "Little red riding hood" im Wild at heart

Die Anzahl meiner Konzert-Besuche hat sich in den letzten Monaten ganz schön reduziert - schlicht aus Zeitgründen. Ebenfalls aus Zeitgründen lasse ich zuletzt gern die Vorgruppe sausen und komme möglichst erst zur Hauptgruppe. Etwas, das - siehe Kaltfront-Konzert - auch mal schiefgehen kann.
999 standen Ende März auf dem Konzertkalender des Wild at heart, das dieses Jahr 20-jähriges Jubiläum feiert. Alte Heroen um Nick Cash und Arturo Bassick. Gegründet bereits 1976, der Auskunft von Arturo in seinem feinen, sehr gut lesbaren Buch "Fat bloke, thin book" nach neu gegründet auf einer Trauerfeier für einen Freund von Arturo, den Nick Cash in seinem damaligen Job als Totengräber zu Grabe tragen sollte.
Wenn diese beiden auf der Bühne stehen, kann man nichts falsch machen. Bereits die Zwischen-Musik zwischen der beiden Bands inform einer Cyanide Pills-CD machte Spaß, und als 999 anfingen, war's einfach wie immer: man weiß, was man bekommt, und das bekommt man gut präsentiert! Und nicht nur das, die beiden Lieder The biggest price in sports, das auch von den FORGOTTEN REBELS stammen könnte, und Little red riding hood, das den typischen 999-Groove hat, entdeckte ich neu für mich. Haha, sehr lustig. Gerade spielt Youtube nämlich automatisch ein weiteres Lied, und ich bekomme zu hören, dass Little red riding hood auch von den ROLLING STONES gespielt wurde. Und noch von diversen anderen Kapellen und Interpreten. Und ich sehe, ich könnte mich jetzt unendlich ins Internet vertiefen und mehr über "Little red riding hood" herausfinden (u.a. ist da von einem gleichnamigen Disney-Film die Rede). Aber das will ich an dieser Stelle nicht tun, denn soo sehr interessiert's mich dann doch nicht...

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