Friday, February 12, 2021

Die Geschichte der "alternativen Fakten"

Ein lohnenswerter, ungewöhnlich erhellender Essay über die Geschichte der "alternativen Fakten", veröffentlicht vom Deutschlandfunk: 

Über alternative Fakten, Wissenschaftsskepsis und Verschwörungsdenken

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Update zur Räumung des Camps an der Rummelsburger Bucht

Ausführlicher, mitfühlender Artikel im Tagesspiegel von Robert Klages. Dokumentation eines Trauerspiels, einer - bestenfalls - kopflosen Hauruck-Aktion ohne Rücksprache mit den Betroffenen, die zu reinen Objekten gemacht wurden. Und viele von ihnen ziehen nun wohl wirklich ganz ohne Dach über dem Kopf durch die Straßen. Den unseligen Tweet von Bezirks-Vize Kevin Hönicke, in dem er jede Verantwortung für die Zerstörungen am Samstag, die konkrete Folge seiner Aktion am Tag davor war, leugnet, hatte ich auch gelesen, er hat mich sprachlos hinterlassen. 
Und hier gibt es einen 4-minütigen Clip mit Interview mit zwei betroffenen Personen: youtube

 

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Eisbadender im Karpfenteich vermisst und schließlich verstorben

Nur wenige Tage nach der Räumung des Obdachlosenlagers an der Rummelsburger Bucht gibt es auch von einem anderen sehr schönen Ort traurige Nachrichten. Vorgestern ist im Karpfenteich im Treptower Park ein 43-jähriger Mann zweieinhalb Stunden lang im eiskalten Wasser des zugefrorenen Sees gewesen, er muss untergetaucht sein und hat offenbar den Weg nicht mehr selbst an die Oberfläche gefunden. Auch seine Begleiterinnen und Begleiter konnten ihn nicht finden, riefen Polizei und Notarzt. Diese konnten ihn erst nach der genannten sehr langen Zeit finden. Er hat zunächst noch gelebt, ist aber schließlich neun Stunden später im Krankenhaus verstorben. Eine wie ich finde sehr schlimme, sehr traurige Geschichte. Wenn ich mir diese fürchterliche Kälte am ganzen Körper vorstelle, und das über Stunden, und eine Panik, wenn es einem nicht mehr gelingt, über Wasser zu gelangen. Eigentlich erstaunlich, dass er nicht ertrunken ist. Ihm, denen, die dabei waren, sowie seinen Angehörigen gehört mein Mitgefühl.   
Die Geschichte berührt mich wohl deswegen besonders, weil es mir nicht fremd ist, im Karpfenteich zu schwimmen, und dieses Jahr bin ich mangels geöffneter Schwimmbäder immerhin bis Anfang November in den Plötzensee gegangen, was ich jeweils als schönes, besonderes Erlebnis empfunden habe. Eisbaden hingegen kann ich mir für mich persönlich nicht vorstellen. Und angesichts dieses Falls nun kann ich jeder Person nur empfehlen, auch die Finger davon zu lassen.
Mehr über den Fall im Tagesspiegel,  ein interessantes ausführliches Interview zum Schwimmen in kaltem Wasser und den Reaktionen im Körper darauf bei rbb24

(eigenes Foto von Eisschollen aus dem Karpfenteich vom 31.1., zehn Tage vor dem Unglück)

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Saturday, February 06, 2021

Obdachlos am Friedrich-Krause-Ufer

Am Friedrich-Krause-Ufer, an dem auch das Berliner Landesamt für Einwanderung liegt und wo 2016 Anis Amri den LKW gekapert hat, mit dem er schließlich den Anschlag auf dem Breitenbachplatz mit elf Toten und 55 Verletzten verübt hat, wohnt ein Mann auf dem Gehweg, unter einer Brücke, die vom Kohlekraftwerk zum Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal führt. Ich sehe ihn und wie er auf einer Camping-Liege wohnt, manchmal, wenn ich dort mit dem Fahrrad vorbeifahre. Und war mit ihm, der in etwa mein Alter hat, ins Gespräch gekommen, als ich ihm eine Matratze, die ich nicht mehr brauchte, angeboten hatte. Er hat diese dankbar, aber eindeutig mit dem Verweis auf Nässe abgelehnt. Seither haben wir noch mal miteinander geredet, als ich ihm angeboten habe, ich könne ihm mal was mitbringen, wenn ich einkaufen gehe. Auch das möchte er nicht. Er meinte, er sei gerade über die Weihnachtstage gut von Passantinnen und Passanten versorgt worden. So gut, dass er mir sogar Schokolade anbieten wollte. Dazu würde er regelmäßig vom Kältebus versorgt. Sie würden ihm auch immer wieder anbieten, ihn mitzunehmen in eine Wärmestube. Aber er wolle das nicht, er wolle lieber hier bleiben. Vor allem mit Verweis auf Diebstähle in den Unterkünften. Dazu habe ich den Eindruck, dass er seinen Platz dort nur selten verlässt und dass er ihn - und seine dort gelagerten Sachen - durch seine Anwesenheit womöglich verteidigen möchte. Pfandflaschen nehme er gern an. Es sei nun sein dritter Winter auf der Straße.
Ich bin froh, dass wir ins Gespräch gekommen sind. Er hat in erster Linie mein Mitgefühl, dort an der Straße zu leben. Auf einer klapprigen Liege, und das - auch wenn sein Platz halbwegs windgeschützt ist und wärmer wirkt als die sonstige Umgebung - in der Kälte. Zu hören, dass er andere Möglichkeiten hätte und in jedem Fall versorgt wird und auch zu hören, dass er zu wissen scheint, was er tut und dass er einen starken Charakter hat, hat mich ein Stück weit beruhigt. Dennoch bleibt es eine scheiß Situation, insbesondere in diesen Tagen, in denen es nachts zweistellige Minusgrade gibt und auch tagsüber nicht viel wärmer wird.

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Obdachlosencamp an der Rummelsburger Bucht geräumt

Heute Bericht in der Tagesschau (ab Minute 3:08), dass wegen der Kälte das Camp an der Rummelsburger Bucht geräumt wurde. In der Abendschau gibt es einen etwas ausführlicheren Bericht. Auch wenn es bezüglich der Kälte und des angekündigten Sturms eigentlich plausibel und die angebotene Möglichkeit der dauerhaften Unterbringung der Menschen im Warmen gut klingt, hat der beschriebene Zeitpunkt "später Abend / Nachts", der angewendete Zeitdruck sowie wie die Zerstörung von Bauten einen üblen Beigeschmack. Dass es sich um Baugelände handelt, das nun nach langer Kontroverse frei geräumt wurde, macht die Sache zusätzlich pikant.
Hier weitere Berichte: rbb inforadiotwitter Alexander Fischer, twitter Buchtpiratinnen, indymedia 

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