Wednesday, April 12, 2023
Friday, April 07, 2023
Campi flegrei - "Phlegräische Felder"
Vom Vesuv aus machten wir uns auf zurück nach Neapel und von dort aus ins Gebiet der „Campi flegrei“, die im Deutschen unpassend „phlegräische Felder“ heißen. Unpassend, weil es sich keineswegs um „Felder“ handelt, der Begriff steht eigentlich eher für sowas wie „feuriges Land“. Seltsam, dass diese falsche, völlig irreführende Beschreibung zu einem Fachbegriff geworden ist. Das Land um die Stadt Pozzuoli ist nämlich keineswegs flach, wie es der Begriff „Felder“ ausdrücken mag, sondern geprägt von vulkanisch entstandenen Hügeln. Die campi flegrei gelten als aktiver Supervulkan. Aktuell ist nur Fumarolentätigkeit und Hebungen zu registrieren. Wenn es jedoch einmal wieder einen größeren Ausbruch geben sollte, könnten mehrere Millionen Menschen im Großraum Neapel gefährdet sein.
Das Zentrum der campi flegrei ist die Solfatara, ein breit ausufernder, weiter weißer Krater, aus dem lauter Fumarolen aufsteigen. Bis vor wenigen Jahren war es öffentlich zugänglich und es gab sogar wohl auch einen Campingplatz an ihrem Rand. Nach einem tödlichen Unfall 2017 ist der direkte Bereich aktuell aber nicht mehr zu betreten. Ohnehin ist in der ganzen Gegend der Geruch von Schwefel allgegenwärtig. Besonders beeindruckt hatte mich eine Fumarole direkt am Straßenrand, keinen Meter von der Fahrstrecke entfernt. Davide führte mich noch an den Hafen von Pozzuoli, der sich in den letzten rund 15 Jahren durch vulkanische Aktivitäten um fast einen Meter gehoben hat. Leider kam nun Regen auf, so dass wir unsere Tour beenden mussten. Gern hätte ich noch vor allem den Monte Nuovo, einen erloschenen Krater ganz in der Nähe, und den angrenzenden Lago d’Averno gesehen, aber das ist dann eben etwas für den nächsten Besuch…
Auf der Rückfahrt durch Regen nach Neapel fuhr der ohnehin immer sportlicher fahrende Davide schließlich teilweise auf der Gegenspur… Ich habe mich darauf verlassen, dass er weiß, was er tut, schließlich ist er 62 Jahre alt geworden… und es ging letztendlich alles glatt.
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Besuch auf dem Vesuv
Mein eigentlicher Grund, nach Neapel zu fahren, war der Vesuv gewesen. Ich hatte ihn vor knapp 20 Jahren schon mal besuchen wollen, was aus Unkenntnis und Leichtsinn damals jedoch leider scheiterte. Diesmal sollte es unbedingt klappen, und aus diesem Grunde erkundigte ich mich bei Magmatreck, mit denen ich 2017 auf Stromboli gewesen bin, ob sie mir einen Guide empfehlen könnten. So kam ich an Davide, einem erfahrenen Geologen, der gut Englisch spricht, und der mich schließlich auf den Vulkan und auf die phlegräischen Felder führte.
Der Vesuv ist von Neapel aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchaus erreichbar, allerdings etwas umständlich und mit etwas windig wirkenden Bus-Unternehmen, zu denen ich spätestens nach meinem Ätna-Erlebnis 2019 nicht wirklich Zutrauen habe. So war ich doppelt froh, als mir Davide anbot, mich in Neapel mit dem Motorrad abzuholen und auch durch den weiteren Tag darauf mitfahren zu können. Wir trafen uns dann irgendwann morgens in Neapel und fuhren etwa eine Stunde bis zum Parkplatz des Vesuv. Wir waren die ersten Gäste, da er öfters Führungen durchführt, wurden wir beide auch wie alte Freunde begrüßt. Eine Eintrittskarte für 12 € hatte ich bereits vorher separat kaufen müssen. Davide führte mich nicht den üblichen Weg, einem recht breiter Feldweg direkt hoch auf den Vesuv, sondern wir machten einen Umweg über einen Teil des Monte Somma, den Rest des ehemaligen Vesuv, entstanden vor rund 20.000 Jahren, der – maximal 1132 Meter hoch – aus der Ferne als zweite Erhöhung neben dem Gipfel des Vulkans zu erkennen ist. Früh am Tag, noch etwas frisch, aber sonnig, und dieser abgelegene Pfad mit all den Kräutern und dem tollen gelben Ginster…
Zum Glück hatte mir Davide Wanderstöcke mitgebracht, insbesondere den Stichweg hoch auf den Grat des Monte Somma brauchte ich sie! Wir waren dort weitgehend alleine, nur einmal kam uns ein Jogger entgegen, und schon dieses Erlebnis, die besondere Aussicht und die Möglichkeit, ihn alles zu fragen, was ich sah, hatte es bis jetzt schon lohnend gemacht. Er führte mich schließlich den rückwärtigen Weg hoch auf den Kraterrand; das ganze Gebiet des Vesuv erschien mir sehr gut gepflegt und ansprechend gestaltet. Vergleiche mit dem Ätna verwarf Davide allein mit Hinblick auf dessen Größe. Oben angekommen, führte er mich dort an eine Stelle mit einer Fumarole, an die man sonst nicht darf. Im offiziellen Bereich war inzwischen schon mehr los. Der Blick in den Krater erschien mir von oben recht breit; auf Fotos wirkt die Öffnung für mich deutlich enger.
Der letzte Ausbruch des Vesuv war 1944 gewesen; im Gelände unterhalb ist inzwischen
einiges an Vegetation nachgewachsen. Insgesamt gilt der Vesuv als noch aktiver
Vulkan, der aber nicht quasi
permanent ausbricht, wie es Stromboli und Ätna
tun. Größere Ausbrüche sind für 79 n. Chr., 1631-1632, 1794, 1872, 1878 und
1906 bezeugt. Bei all diesen Ausbrüchen hat der Vulkan mehrmals sein
Erscheinungsbild geändert; heute ist er maximal 1281 Meter hoch. Er kann wieder
ausbrechen, es ist jedoch völlig unklar, wann das sein wird.
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Pompeji: Steine, Steine, Steine
Die vorhin genannte Zahl von geschätzten rund 20.000 Einwohnern der antiken Stadt Pompeji macht vielleicht nicht den Umfang der ehemaligen Stadtfläche deutlich. In aller Regel handelte es sich nämlich um Einfamilienhäuser. Es erscheint mir auf jeden Fall unmöglich, an einem einzigen Tag ganz Pompeji anzusehen. Zumal mehrere Häuser samt ihrer Einrichtungen und Gärten zugänglich sind; manche kostenlos, manche kostenpflichtig.
Insgesamt bin ich um die fünf Stunden dort gewesen, eine Pause im Schatten des ehemaligen Kolloseums eingerechnet. Es gibt einen Audio-Guide, auf den ich letzendlich verzichtet habe, und es hätte sich sicher gelohnt, sich vorher genauer damit zu beschäftigen, was ich sehen will.
Ein Highlight ist auf jeden Fall das Forum, das kurz vor dem Hauptausgang kommt. Das Innere der Häuser mit den erhaltenen Malereien und Inschriften ist besonders. Das Kolosseum beeindruckt in seiner Massivität. Nett sind die an manchen Stellen zu findenden Brunnen, an denen man Trinkwasser nachladen kann. Überwältigend ist die Größe, es ist so riesengroß, dass ich es gar nicht voll erfassen konnte. Die vielen Steine - Steine - Steine machten mich auf Dauer mürbe und nach eben rund fünf Stunden hatte ich schließlich, wie ich meinte, genug gesehen. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, Pompeji gesehen zu haben!
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Die Wiederentdeckung von Pompeji ab 1748
Demnach lag die Stadt, offenbar abgesehen von wenigen Grabräubern kurz nach ihrem Untergang, fast 1700 Jahr lang vergessen unter einer bis zu 25 Meter tiefen Decke aus vulkanischem Gestein und Staub, wurde ab 1738 wieder zufällig wieder entdeckt und im Laufe von mehreren Wellen immer weiter ausgegraben. Insbesondere für frühere Zeiten mit den im Vergleich zu heute begrenzten technischen Möglichkeiten war das eine beachtliche Leistung! (Oftmals - das ist die Kehrseite - sicher auf den Knochen von schlecht bezahlten arbeitenden Menschen...)
Die Ausgrabungen sind übrigens bis heute nicht abgeschlossen. So machten um den Jahreswechsel 2020/2021 die Entdeckung des "Thermopoliums", eines ehemaligen Schnellimbisses, in den ich auch einen Blick werfen konnte, Schlagzeilen. Nach Wikpedia sind zwei Drittel der ehemaligen Stadt ausgegraben, das heißt, ein Drittel liegt weiterhin unter der Erde. Das wird aber womöglich auch so bleiben, denn die durch die Ausgabungen nicht mehr so gut konservierten Überreste sind schwer in ihrem Bestand zu unterhalten.
Beispiel für unglaubliche Perfektion einer Ausgrabung - auch das hier abgebildete ehemalige Kolosseum lag unter bis zu 25 Metern hohen Ablagerungen!
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Pompeji im Jahr 79 nach Christus
Demnach brach am Vormittag bis Mittag 24.10. des Jahres 79 nach Chr. der Vesuv aus und verschüttete mit seinem Magma unter anderem die Städte Pompeji und Herculaneum. Es gab demnach eine rund 30 km hohe Eruptionssäule. Wind aus Nordwesten muss jene Wolke aus Gasen und Gesteinsteilen über Pompeji getrieben haben und für einen Hagel von Bimsstein gesorgt haben, nach Berechnungen zunächst um 15 cm Höhe pro Stunde. Gegen Nachmittag habe sich jener Hagel demnach verschärft und erste Menschen versuchten zu fliehen.
In der Nacht zum 25.10. kam es zu einem noch stärkeren Ausbruch mit dichterem und schwererem Magma aus tieferen Tiefen. Diesmal brach die Aschewolke zusammen und sorgte für einen pyroklastischen Strom, der ins Tal raste. Herculaneum, das näher und in anderer Himmelsrichtung (westlich statt südöstlich wie Pompeji) zum Vesuv liegt, wurde sofort von einer solchen Glutlawine getroffen und zerstört. Pompeji wurde davon zunächst nicht erreicht, und eine weitere Glutlawine zerschellte an der Stadtmauer. Zwei schnell folgende weitere pyroklastische Ströme drangen in die Stadt ein und die insgesamt vierte zerstört die Stadt und töteten die verbliebenen Menschen.
Festzuhalten bleibt, dass beide Städte (und mit ihnen einige weitere der Umgebung) durch denselben Ausbruch des Vesuv zerstört wurden, aber auf unterschiedliche Weise. Pompeji wurde zunächst durch den Hagel an Bimssteinen getroffen, wodurch im Laufe der Zeit Häuser beschädigt wurden. Erst im zweiten Schritt kamen die schließlich für alle Menschen tödlichen pyroklastischen Ströme. Herculaneum hingegen war vom Bimssteinhagel verschont geblieben, dafür jedoch sofort von pyroklastischen Strömen betroffen. Die Folge ist, dass die Bauwerke von Herculaneum als noch besser erhalten gelten als die von Pompeji.
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Pompeji im Juni 2022
Die Reste der antiken, etwa 700 vor Christus gegründeten Stadt Pompeji sind für Hobby-Archäologen und Geschichts-Fans ein Muss, wenn sie in Neapel sind. Letzten Juni war ich in Neapel und ehe ich noch die letzten Eindrücke vergesse, schreibe ich sie an dieser Stelle nieder…
Pompeji ist auch in unseren Tagen eine Stadt, die von Neapel
aus in rund 45 Minuten mit dem Zug zu erreichen ist. Vom Bahnhof aus gibt es
Busse zur – natürlich – touristischen Attraktion der antiken Stadt, in etwas
mehr als zehn Minuten kann diese jedoch auch zu Fuß erreicht werden. Immer den
anderen Touristen nach…
Die Abbildung zeigt eine vor Ort gekaufte Postkarte, auf der das ehemalige Forum Pompejis vor dem Hintergrund des Vesuv zu sehen ist. Zu beachten ist, dass der Vesuv zur Zeit des Untergangs von Pompeji 79 nach Christus anders ausgesehen hat. Das heutige Erscheinungsbild ist das Ergebnis von einigen weiteren Ausbrüchen seit eben damals. Auch dürfte die Aufnahme für die Postkarte schon einige Jahre alt sein, denn mittlerweile ist zumindest am unteren Hang des Vulkans, dessen jüngster Ausbruch 1944 stattfand, einiges an Vegetation nachgewachsen.
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