Friday, June 16, 2017

"Da muss man erstmal drauf kommen!"

Bin absolut begeistert von der jüngsten Sendung von Noltis New Rose Radio, der laufenden Nummer 715! Zu hören gibt es diesmal rund zwanzig Punk-Songs mit deutschen Texten, die Coverversionen von englischen oder amerikanischen Punk-Klassikern sind. Absolut großartig ausgewählt, manches kannte ich, manches nicht, manches habe ich irgendwo auf einer alten Platte oder CD...
"Harry May" wird zu "Erster Mai", "We are 138" wird zu "Pico bello", "Hermsdorf Boys" statt "Hersham Boys", "Guns of Brixton" wird auf Bayrisch zu "Bleede Schicksn". 
Und der absolute Knaller ist das letzte Stück, das mir zuvor noch völlig unbekannt war. Die österreichische Band DER EISERNE VORHANG coverte bereits 1981 "Making plans for Nigel" von XTC mit deutschem Text. Neulich las ich in einer Rezension über ein Austro-Pop-Album, österreichische Texte beschäftigten sich besonders gern "mit allem Vergänglichen"... So auch dieses schließlich Tod-traurige Lied, das es hier auf YouTube anzuhören gibt: Der Eiserne Vorhang - Franzi.
Jede New Rose-Sendung kann man sich übrigens auch als mp3 runterziehen: auf http://www.new-rose.de/, dort mit rechter Maustaste auf "Download" und "Ziel speichern unter". Diese Sendung ist ein absolutes Meisterstück!

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Wednesday, June 14, 2017

Minds & Machines

Alles ist anders in diesen Tagen im Westhafen. Im Westhafen Event & Convention Center, das sich in einem der alten Gebäude des Hafens befindet, dessen Werbetext hochtrabend klingt ("Gäste können (...) bequem und eindrucksvoll auf dem Wasserweg (...) befördert werden. Ein neues Erlebnis für den routinierten Tagungsteilnehmer in Berlin."), das aber wohl wirklich ein edler, stilvoller Ort sein kann, findet die Minds and Machines 2017-Veranstaltung statt. Im ganzen Hafenbereich sind die Flaggen umgehängt, überall sieht man Security-Leute stehen und herumlaufen. Der Weg am Wasser entlang ist abgesperrt. "Unsere" Frau B., die immer mit dem Auto kommt, wurde nach eigener Aussage sogar von einer Drohne verfolgt.
Bei all dem Sicherheits-Aufstand vermutete ich zunächst, es würde sicher auch Polit-Prominenz bei dieser Veranstaltung zugegen sein. Vor einigen Monaten war mal Verkehrsminister Dobrindt bei einer Veranstaltung vor Ort gewesen; das Park-Schild hing noch länger - als stolze Trophäe? - am Parkplatz. Von Polit-Prominenz ist diesmal aber nicht die Rede, es handelt sich um eine Veranstaltung des Konzerns General Electric, Wikipedia zufolge die sechswertvollste Marke der Welt. Und auch der weltweite Vorstandsvorsitzende sei vor Ort. Interessant.
Wichtiger für die Anlieger, deren Murren immer lauter wird (war es Protest, dass ausgerechnet heute zwei Matrosen, die ihr Schiff putzten, so laut RAZZIA und SEX PISTOLS laufen ließen, dass ich bis hoch in den fünften Stock die vertrauten Klänge hörte?), aber, dass die Veranstaltung nur noch heute läuft. Und ab morgen wieder rückgebaut wird.

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Tuesday, June 13, 2017

Bericht über meinen früheren Arbeitgeber...

... in der heutigen Berliner Zeitung, auf der ersten Seite des Feuilletons. Kicher! :)

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Friday, June 09, 2017

Stromboli

Ätna oder Stromboli – einen der beiden Vulkane wollte ich bei meiner Sizilien-Reise erklimmen. Es wurde schließlich Stromboli, da der Ätna zur Zeit meiner Reise aktiv war und man nicht ganz hoch hätte können. Dazu bot mein Quartier in Lipari ein Gesamt-Paket einer geführten Stromboli-Tour incl. Anreise an. Und ein alter Geographie-Studienfreund, der beides gemacht hatte, empfahl eher Stromboli. So brach zur Mittagszeit ein kleines Schiff mit rund 20 Leuten in Lipari Richtung Stromboli auf, mit Zwischenstationen auf Panaräa und unterwegs vor der unbewohnten Insel Lisca Bianca, wo es u.a. untermeerische  vulkanische Bläschen im Wasser zu bestaunen gab.  
Nach eineinhalb Stunden reiner Fahrzeit im Boot war mir erstmal etwas unwohl, dazu der Blick auf den doch recht massiven und hohen Vulkan (Gipfel auf 926 Meter), und die Hitze an Land… War das eine gute Idee, hier mit hinzukommen…? Zum Glück hatten wir etwas Übergangszeit, in der ich runter kam. Ehe es dann in Richtung Gipfel ging. Zunächst, bis angeblich ziemlich genau auf die Höhe von 500 Metern, durch die bewachsene Zone. Dann, ab 500 Metern, durch den Bereich ohne Vegetation, wo nur noch vulkanischer Sand und Geröll herumliegt. Als die Vegetation auf einmal fehlte und der Blick auf den durchaus steilen Vulkan frei wurde, erinnerte ich mich an meine Höhen-Angst… hatte sie aber schließlich zum Glück im Griff – habe eher nach oben als nach unten geguckt, und mich einer netten Mitreisenden gegenüber auch offenbart. Stromboli ist permanent aktiv, stößt ständig Gase und alle paar Minuten auch kleine Lava-Brocken aus. Je näher man den insgesamt drei Kratern kommt, desto deutlicher hört man auch die Eruptionen, die klingen, wie das massive Geräusch einer U-Bahn, die in den Bahnhof hinein rauscht.  
Die drei aktiven Krater liegen auf etwas über 700 Meter; der Gipfel ist ein Rest eines alten Kraters, und von ihm blickt man einerseits auf die untergehende Sonne, andererseits etwa 150 Meter tiefer in die Krater, die immer wieder Lava in die Luft schleudern, deren Wärme man spüren kann. Beeindruckend auch die besondere, unwirklich wirkende Szenerie, die durch das Zusammenspiel der Schwefeldämpfe mit dem Licht der untergehenden Sonne entsteht!
Nach einer knappen Stunde Aufenthalt auf dem Gipfel, auf dem es wegen des starken Windes unangenehm kühl wurde, ging es dann eine andere Strecke in knapp 1:20 Stunden zurück.
Auch mit Höhen-Angst, die im Gipfel-Bereich nochmal virulent wurde, ein absolut großartiges Erlebnis!
 

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Lipari

Dass es so einen schönen Ort gibt! Mir schossen fast die Tränen in die Augen. Erstmal die Sachen abgelegt und eine halbe Stunde hingelegt. Nach einer recht langen und auch durchaus nervigen Anreise, und dem Gefühl, mindestens einmal gerippt worden zu sein. Dann aber losgegangen, einfach durch die Straßen geschlendert: den tollen kleinen Hafen Marina Corta, die Burg auf dem Felsen über der Stadt und die locker gelöste Stimmung in den schmalen Straßen kennengelernt. Dann nach Hause, ins Quartier gekommen, und auch darüber gestaunt, wie schön, wie toll es ist, zumal bei einem Preis von lediglich 35 € die Nacht.
Lipari. Zuvor nichtmal gekannt, aber dem Reiseführer und einer Freundes-Empfehlung gefolgt. Und nun das Gefühl: ich muss hier länger bleiben, so lange es geht!
Die ersten drei Tage hatte ich in Catania übernachtet. Dort mit dem Flieger angekommen, meinte ich, es sei eine gute Basis-Station für weitere Ausflüge in der Region. Aber es war nicht das, was ich mir erwartete. Catania liegt zwar am Meer, es gibt aber im inneren Stadtgebiet keinen direkten Zugang zum Wasser. Auch lag mein Quartier schlechter, da abwegiger als gedacht. Die Wirtin zwar sehr nett und herzlich, das Zimmer groß und relativ komfortabel. Aber immer dunkel, da sich das Fliegengitter nicht öffnen ließ, und so die Fensterläden immer geschlossen bleiben mussten. Mit Leute kennen lernen war auch nichts, und einen netten Ort für ein Bier am Abend gab es auch nicht. Die Ausflüge nach Giardini-Naxos, Savoca (in Sachen: Der Pate, dessen Sizilien-Sequenzen keineswegs in Corleone, sondern eben u.a. in Savoca gedreht wurden), Santa Teresa di Rova und Syracusa (bekannt aus dem Latein-Unterricht) waren okay, hatten ihre schönen Orte und Momente. Es war aber alles nicht das, was ich wollte.
Dann aber Lipari. Gleich das Gefühl, angekommen zu sein. Und diese vulkanisch entstandene Insel blieb schließlich sechs statt vier Nächte mein Zuhause. Nach einem Tag auf der Nachbarinsel Stromboli incl. Besteigung des Vulkans blieben mir noch vier volle Tage, die größte der sieben bewohnten Liparischen oder Äolischen Inseln zu erkunden, was ich schließlich zunächst mit einem ausgeliehenen Roller, dann die schönsten Ecken nochmal per Wanderung gemacht habe. Die faszinierenden verschiedenen
vulkanischen Gesteinstypen, von weißem Bimsstein über schwarzem zu rotem Obsidian. Die toll blühenden Ginster-Büsche, dieses großartige Gelb vor dem Blau des Himmels und des Meeres, an dem ich mich nicht satt sehen konnte; erstaunlich, dass bei dieser Trockenheit dort überhaupt etwas gedeihen kann! Die großartigen Ausblicke auf die Nachbarinseln – vor allem Vulcano, Salina, Panaräa und Stromboli.
Und auch die Strände habe ich natürlich ausgiebig besucht. Was ein Glücksgefühl,
in diesem klaren, hellblauen Wasser zu baden! Bevorzugt an der „Spiaggia Bianca“ auf der Ostseite der Insel. Ein bis zwei Grad wärmer hätte das Wasser jedoch noch sein können. Ich muss im September nochmal kommen…

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Monday, June 05, 2017

Palermo, Cosa Nostra, Kleinkriminalität


Ein Imbiss in Palermo, mit Blick auf den Piazza Indipendenza. Hier, etwas oberhalb des Porto Nuovo, tobt das Leben, fließt der Verkehr. Das Porto Nuovo beendet den Altstadt-Bereich, der in diesem Viertel Fußgängerzone und für den Auto-Verkehr gesperrt ist. Auch wenn man hier direkt an der sehr belebten Straße sitzt, genieße ich es in vollen Zügen. Ein tolles, mir zuvor völlig unbekanntes Imbiss-Essen in der Kralle, und ich fühle mich einfach wohl.
Als ich wieder zuhause bin, erfahre ich, dass wenige Tage zuvor nur etwa 300 Meter entfernt ein Mafia-Boss auf dem Fahrrad erschossen wurde. Am 25. Jahrestag des Attentats auf den Anti-Mafia-Staatsanwalt Giovanni Falcone, was als Zeichen der Mafia gilt, das aussagen soll, dass es sie noch gibt.
Es scheint die sizilianische Mafia, die „Cosa Nostra“ also noch zu geben, auch in ihrer früheren Hochburg Palermo, wo in den frühen 80er Jahren ein Mafia-interner Krieg zwischen den Bossen aus
Corleone samt ihrer Verbündeter und den ansässigen Clans ausgetragen wurde und mehrmals wöchentlich Menschen - in Gegensatz zu früheren Mafia-Traditionen auch Repräsentanten des Staates - erschossen wurden. Diese spektakulären Ereignisse, die die Einwohner dieser prächtigen, herrlich rotten und wilden Stadt erheblich beeinträchtigt haben dürften, scheinen längst endgültig der Vergangenheit anzugehören, die Organisation scheint heute nur noch weitgehend unsichtbar tätig zu sein. Die Website ferien-sizilien quantifiziert in einem leider undatierten Bericht den Anteil der Geschäfte auf ganz Sizilien, die noch Schutzgeld bezahlen, mit „70-80%“. Und schreibt:
Die Erpressung durch die Mafia besteht nicht nur in Geldforderungen, sondern kann soweit gehen, daß die Unternehmer gezwungen werden, bestimmte Mitarbeiter einzustellen, von mafia-genehmen Lieferanten zu kaufen bis hin zur vollständigen Übernahme des Geschäftes.
Ob also auch jener Imbiss, in dem ich mich so wohlgefühlt habe, von der Cosa Nostra gegen Diebe, Brände, Beschädigungen und was auch immer „geschützt“ wird, weil es die Polizei angeblich nicht richten kann? Oder einfach aus Tradition?
Dass es die Organisation noch gibt, lässt sich auch daran ablesen, dass sie öffentlich sichtbar weiterhin ein Thema ist. So unter anderem auf einem Transparent an einem Gerichtsgebäude am zentral gelegenen Palazzo Pretorio, und groß am Geschäft „Punto Pizzo Free“. (Auf die angeblich zahlreich verklebten Aufkleber der Initiative addiopizzo habe ich leider nicht geachtet.) Und mehrere aktuelle Reiseführer raten dazu, das Thema Mafia nicht anzusprechen.
Anders als befürchtet hatte ich übrigens auf Sizilien kein einziges Erlebnis wie in Neapel 2002, als ich von Jugendlichen ausgeraubt worden bin, und auch keine Situation, die nur daran denken ließ. Einigen Spekulationen zufolge übrigens auch das Ausdruck einer funktionierenden Mafia, die die Kleinkriminalität zugunsten der Touristen und der Geschäfte, in denen sie ihr Geld lassen sollen, klein hält...

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Molto cattolico

Ein schöner Abend in Lipari: zusammen mit drei Leuten, die ich auf der Insel kennengelernt hatte, saß ich im Außenbereich einer Trattoria nahe des kleinen Hafens Marina Corta und genoss den lauen Abend. Italien, wie man es sich idealerweise vorstellt. C. meinte, es habe wohl eine Prozession gegeben, jedenfalls sei die Hälfte der kleinen Innenstadt abgesperrt und viel Polizei unterwegs gewesen. Worauf R., der von uns am besten Italienisch konnte, den Kellner fragte, ob er wüsste, was denn da los gewesen sei. Als dieser von nichts wusste, meinte R. zu ihm, er sei wohl nicht katholisch. Geradezu entrüstet entgegnete dieser „Molto cattolico!“, und kramte zum Beweis drei Anhänger seiner Halsketten hervor, die diverse Kreuze und Heiligenbildchen zeigten.
Der Evangele am Tisch, zudem ausgetreten, staunte nicht schlecht, als daraufhin die drei anderen – salopp gesagt: einer schwuler als der andere, und wir hatten uns zuvor über den Gegensatz Kirche / Homosexualität unterhalten – ihre Portemonnaies zückten und auch jeweils mindestens ein Heiligenbildchen vorzeigten…

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