Der Wrangelkiez im Blätterwald
Bis heute wüsste ich gerne, was in jener Situation überhaupt genau geschehen ist. Ein Raub von zwei 12-jährigen an einem 15-jährigen. Ein Passant ruft die Polizei. Die Polizei kommt und nimmt die beiden fest. Angeblich fesseln sie sie und lassen sie mit dem Gesicht gegen eine Wand stehen, 15 Minuten lang. Es kommen immer mehr Leute zusammen, die empört sind über den übertriebenen Einsatz gegen zwei Kinder. Einer, der seiner Empörung verbal Luft macht, bekommt wohl zu hören, er solle nach Hause in sein Land gehen. Kein Wunder, dass das die Stimmung anheizt. Soweit die Situation, wie ich sie nach der kritischen Lektüre diverser Berliner Tageszeitungen verstanden habe. Wenn sich die Polizei besonnener aufgeführt hätte, wäre niemals so ein Wirbel entstanden.
Aber es liegt der Verdacht nahe, dass gewisse Personen nur darauf gewartet haben, mal wieder den "Migranten" gegen das Bein zu treten und spektakuläre Schlagzeilen auf ihre Kosten zu produzieren. Einer Gruppe, die keine Lobby hat und keine Chance hat, sich wirklich zu wehren. Unfair und einfach nur billig. Dieses eine Ereignis hätte niemals diese Aufmerksamkeit erlangen müssen. Zumal es bis vor wenigen Jahren noch viel mehr Widerstand von Seiten jugendlicher Migranten in diesem Kiez gegen die Polizei gegeben hat, man muss nur an den 1. Mai denken.
Die Berichterstattung der anderen Berliner Tageszeitungen ebbte zur Mitte, spätestens zum Ende letzter Woche endgültig ab. Dass die Morgenpost heute immer noch eine Verlautbarung eines CDU-Innensprechers zum Anlass nimmt, das Thema auf Seite 1 zu hieven, lässt tief blicken.