Bereits den sechsten Tag waren wir auf der Insel Salina.
Nach zwei Tagen in Neapel über Nacht mit der Fähre hier angekommen, gingen die
ersten Tage für Ankommen und erstes Beschnuppern des (tollen!) Quartiers, des
Ortes Santa Marina Salina sowie der näheren Umgebung drauf, ehe es endlich hoch
auf den Gipfel des Monta Fossa delle Felci gehen sollte. Mit 962 m ist dieser
ehemalige Vulkan der höchste Berg der Insel wie auch aller Liparischen Inseln
insgesamt.
Wir entschieden uns, nicht von Santa Marina aus zu starten, das hätte ein
Beginn von Null an, vom Meeresspiegel aus bedeutet. Stattdessen fuhren wir mit
dem Bus quasi auf die Rückseite der Bergkette, die aus Monta Fossa delle Felci und Monte
Rivi besteht, nach Valdichiesa, und starteten dort von etwa 300 Höhenmetern
aus. Valdichiesa liegt auf dem Sattel, der sich zwischen den beiden markanten Bergen
Salinas, Monta Fossa delle Felci und Monte dei Porri (860 m), ausbreitet.
Der Weg startet links hinter der Kirche Madonna del Terzito; es gibt dabei zwei Varianten. Zum einen kann
ein eher breiter Forstweg genutzt werden, der in weiteren Bögen bis hoch zum
Gipfel führt. Oder ein direkterer Fußweg, der etwas teils steiler ist. Der
Einstieg zu diesem Fußweg war leider nicht ausgeschildert, so dass wir zunächst
ein Stück zu weit gelaufen sind. Er ließ sich schließlich aber erahnen, und
einmal gefunden, stellte sich dieser als recht angenehmer Weg mit Treppenstufen
in wenig anstrengenden Abständen heraus. Ein älteres Paar war mit uns vom Bus
aus gestartet; irgendwann trafen wir es, es wollte umkehren. Auch kam uns von
oben jemand entgegen, der sowas wie „good luck“ sagte. Er meinte wohl das
Wetter, das als nicht zu gut angekündigt war. Aber für den Vortag hatte
dasselbe gegolten und es war schließlich besser gewesen. Und irgendwann wollte
ich einfach auf diesen Gipfel hinauf, in der Hoffnung, von dort aus einen
Überblick über die Insel zu bekommen. Länger wollte ich nicht mehr warten.
Es schien sich aber tatsächlich zunehmend zuzuziehen. Zunächst führte der Weg durch eher offenes
Gelände, im weiteren Verlauf nach oben nimmt aber der Baumbewuchs zu. Und als
wir im dichteren Wald angekommen waren
und es auch vom Himmel her immer dunkler geworden war, sah ich in etwa zehn bis
15 Metern Entfernung sowas wie einen Unterstand. Buchstäblich bei unserem
Eintreffen dort platterte es los… ich hatte ein Adlerauge und wir großes Glück
gehabt. Es war ein recht starker Guss, der auch mindestens eine halbe Stunde
lang anhielt. Irgendwann hörte er aber zum Glück wieder auf. „Zum Glück“ auch
deshalb, weil es an einigen Stellen doch rein regnete, und mein Zutrauen in
unser Lager auf längere Sicht nicht zu groß war. So hatte es aber sehr gute
Dienste geleistet, und nach besagter etwa halber Stunde ging es weiter nach
oben.
Es war nun nicht eitel Sonnenschein ausgebrochen, es regnete
leicht weiter und die Bedrohung blieb zunächst, dass es nochmal richtig anfangen
könnte. Die Beschilderung und unser Kartenmaterial waren leider nicht
eindeutig; für Fein-Informationen half auch Freund Google wenig. Schließlich
fanden wir aber, u.a. vorbei am Refugio
Monte Rivi, den Weg zum Gipfel. Von Weitem hatte ich ein neues Regengebiet
gesehen, das von Nordwesten auf die Insel zukam, und tatsächlich erreichte es
uns, als wir am Gipfel waren. Der Gipfelbereich ist zwar mit einem offenbar
recht neuen Gipfelkreuz und kleinem Rast- und Spielplatzbereich ausgestattet. Er
hat aber keinen überdachten Unterstand. Notdürftig kann man sich entweder unter
ein paar Solarzellen oder an den Rand eines leider verschlossenen kleinen
Hauses platzieren, was wir dann schließlich auch machten. Zusätzlich zum Regen
war es auf einmal auch sehr neblig. Was natürlich sehr günstig ist, wenn man
sich auf einem Berggipfel befindet.
Nebel und Regen verschwanden aber zum Glück nach etwa 15-20
Minuten wieder und wir wollten uns noch weiter im Gipfelbereich umsehen. Ich
muss leider sagen, dass ich mich nicht gut vorbereitet hatte. Und dass die
beiden Reiseführer, die ich alleine deshalb ausgesucht hatte, da sie die
neuesten waren, nur schlappe Informationen lieferten. Es geht wirklich nichts
über Peter Amanns „Liparische Inseln. Insel- und Wanderführer“ aus dem Iwanoski’s Verlag, auch wenn dessen
jüngste Auflage aus dem Jahr 2010 stammt. Er ist in seiner Ausführlichkeit
ungeschlagen.
Eine Stelle angeblich nur wenige Meter entfernt vom
Gipfelkreuz, die einen tollen Blick zur anderen Seite hin, also auf Monte die Perri und dahinter die
Nachbarinseln Filicudi und Alicudi, geben sollte, haben wir nicht gesehen. Und
ehrlich gesagt war auch nicht viel vom Bereich des Kraters des ehemaligen
Vulkans, der als gut erhalten gilt, zu erkennen, alleine deshalb, weil alles
mit hohen Bäumen dicht zugewachsen ist.
Aber wir fanden schließlich das Refugio
Monte Fossa Del Felci und den wirklich großartigen Ausblick auf die
Nachbarinseln Lipari und Vulcano! Inzwischen hatte es auch endgültig aufgeklart
und im freien war es auch merklich wärmer als im eher kühlen bewaldeten
Bereich.
Von da an traten wir den Rückweg an; zurück in Richtung Monte Rivi und irgendwann dann den Weg in Richtung Santa Marina.
Wobei wir nicht die zwei direkten Wege nahmen, die steil nach unten führen, sondern
längere Zeit einem Forstweg folgten.
Die starke Vegetation dort oben hat mich doch sehr erstaunt.
Das kannte ich von der Nachbarinsel Lipari nicht, und ein so bewaldetes Gebiet
ist nicht das, was ich mit einer Mittelmeer-Insel verbinde. Angeblich wurden
die Bäume, insbesondere Kastanien, einst durch die Römer eingeschleppt. Und
alles gedeiht wohl durch eher häufigere Regenfälle infolge der besonderen Exposition des Berges mit seinen
962 Metern besonders gut.
Das Wetter blieb nun zum Glück stabil gut, und nach kurzer
Zwischenrast am Rifugio Serro Capo begann
ein längerer steiler und auf die Dauer unangenehmer Abstieg nach Santa Marina
Salina. Mit tollem Blick zwar links auf Stromboli und Panaräa und rechts auf
Lipari, wir kamen an den Grotte dei
Saraceni vorbei und da oben war eine totale Stille. Dennoch schien dieser
Abstieg nicht zu enden und ging doch sehr auf die Knochen. Gut, dass wir nicht
die beiden durchgängig steilen Treppenpfade hinunter genommen hatten.
Die Fotos sind wie immer durch Anklicken sehr viel größer zu bekommen!
Bild 1 zeigt den Blick in Richtung Nordwesten kurz vor Ankommen am Gipfel. Halblinks ist der Monte dei Porri zu sehen, vorn rechts der Monte Rivi. Die zu erkennende Schneise ist laut Peter Amann ein gezielt angelegter Feuerschutzstreifen. Die weiteren Fotos erklären sich aus dem Text. Bild 6 zeigt einen verdeckten Blick von irgendwann unterwegs auf die Nachbarinseln Filicudi und Alicudi.
Auf dem tollen Bild der Insel bei Wikipedia kann man tatsächlich den Rand des ehemaligen Kraters sehr gut erkennen. Demnach wäre insbesondere das Innere des früheren Kraters stark bewaldet.