Aktuelle Fanzines
Neulich habe ich eine Kiste mit Fanzines geschenkt bekommen. Es gibt sie tatsächlich noch, gedruckte bzw. kopierte Fanmagazine. Und auch solche, die voll D.I.Y. sind. Und nicht, wie sie mir vor einigen Jahren aufgefallen waren, mega-arty und zu einem entsprechenden Preis, bei dem ich mich fragte, ob der Herausgeber / die Herausgeberin damit versucht, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten oder zumindest die eingesetzten Arbeitsstunden monetarisieren will.
ISIDOR ist ein deutschsprachiges A5-Fanzine aus Höchstädt, im schwäbischen Teil von Bayern, der Herausgeber dürfte - wenn ich ich richtig gerechnet habe - wenige Jahre älter als ich sein. Es fällt gleich auf, dass er offensichtlich weiß, was er tut, und mir gefällt das Erscheinungsbild seines Fanzines und seine ganze Herangehensweise sehr. So hat er auch einen ganzen Kreis von Gast-Autorinnen und Autoren um sich geschart und es ist generell sehr interessant zu sehen, wie er manche sich stellende Fragen beantwortet. Denn offensichtlich lohnt es sich für ihn auch heute noch, seine Freizeit und Arbeit in die Produktion eines gedruckten Fanzines zu stecken. Interessant auch zu sehen, wie er durch die Verwendung von QR-codes eine Verbindung vom Heft in die digitale Sphäre herstellt. Inhaltlich geht es in der vorliegenden Nr. 7 u.a. um eine Black Metal Band, das Krachmusikoff-Fanzine, das Hamburger "Ameise"-Presswerk sowie Konzerterlebnisse und Platten und Fanzines. Inzwischen dürfte auch die Nr. 8 erschienen sein. Die Schriftgröße könnte für mich eine Spur größer sein und es geht teils sehr ins Nerdige. So verstehe ich beim Ameise-Interview fast kein Wort, und das, obwohl ich dort auch schon habe pressen lassen. Mehr wissen würde ich hingegen über die angedeutete drohende kommerzielle Übernahme von Discogs und Bandcamp. Im ganzen ein sehr sympathisches und interessantes Fanzine, dessen weitere Ausgaben ich gern verfolgen möchte!
BEHIND THE ZINES und PUNKSAROUND sind englischsprachige A5-Fanzines aus den USA. Beide haben sehr interessante Elemente, so überraschte mich PUNKSAROUND nach Betrachtung des auf mich eher schlampig wirkenden Covers mit Farbkopien im Inneren! Inhaltlich äußern sich u.a. Aaron vom Cometbus-Fanzine sowie Matt Thompson vom Fluke Fanzine und Al Quint von Suburban Voice zu Fanzines. Suburban Voice erschien demnach von 1982 an bis 2004 als Punk-Fanzine in Auflagen bis zu 2500 Exemplaren. Al äußert sich dazu, dass das Maximum Rock'n'Roll inzwischen nur noch online erscheint, und bleibt dabei leider etwas an der Oberfläche. Noch interessanter hätte ich gefunden, hätte er mehr zur Geschichte seines eigenen Fanzines geschrieben. Das Layout ist wirklich sehr wechselhaft, von "das hätte ich mich so nicht getraut" bis hin zu sehr gut wider gegeben Fotos bis hin zu den teils verwendeten Farbkopien. Dennoch hat mich auch die teils auftretende Schlampigkeit des Layouts berührt und daran erinnert, dass ein Element von Fanzines für mich auch immer der Gedanke war: "Das kannst du auch", also eine gewisse ansteckende Nicht-Perfektion und Niedrigschwelligkeit.
BEHIND THE ZINES Nr. 17 vom März 2024 aus Albuquerque in New Mexico beschäftigt sich insbesondere mit Fanzine-Sammlungskram und Fanzine-Bibliotheken. Und dem Fotokopierer des Razorcake-Fanzines... ;-)
Insgesamt haben mich beide Zines mehr von ihrer Herangehensweise (oder soll ich sagen: ihrer bloßen Existenz?) als von ihren - im übrigen in einem überwiegend einfachen Englisch verfassten und damit für mich gut verständlichen - Inhalten her berührt.
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