Saturday, November 04, 2023

Auf die Monta Fossa del Felici auf Salina

Bereits den sechsten Tag waren wir auf der Insel Salina. Nach zwei Tagen in Neapel über Nacht mit der Fähre hier angekommen, gingen die ersten Tage für Ankommen und erstes Beschnuppern des (tollen!) Quartiers, des Ortes Santa Marina Salina sowie der näheren Umgebung drauf, ehe es endlich hoch auf den Gipfel  des Monta Fossa delle Felci gehen sollte. Mit 962 m ist dieser ehemalige Vulkan der höchste Berg der Insel wie auch aller Liparischen Inseln insgesamt. 
Wir entschieden uns, nicht von Santa Marina aus zu starten, das hätte ein Beginn von Null an, vom Meeresspiegel aus bedeutet. Stattdessen fuhren wir mit dem Bus quasi auf die Rückseite der Bergkette, die aus Monta Fossa delle Felci und Monte Rivi besteht, nach Valdichiesa, und starteten dort von etwa 300 Höhenmetern aus. Valdichiesa liegt auf dem Sattel, der sich zwischen den beiden markanten Bergen Salinas, Monta Fossa delle Felci und Monte dei Porri (860 m), ausbreitet.

Der Weg startet links hinter der Kirche Madonna del Terzito; es gibt dabei zwei Varianten. Zum einen kann ein eher breiter Forstweg genutzt werden, der in weiteren Bögen bis hoch zum Gipfel führt. Oder ein direkterer Fußweg, der etwas teils steiler ist. Der Einstieg zu diesem Fußweg war leider nicht ausgeschildert, so dass wir zunächst ein Stück zu weit gelaufen sind. Er ließ sich schließlich aber erahnen, und einmal gefunden, stellte sich dieser als recht angenehmer Weg mit Treppenstufen in wenig anstrengenden Abständen heraus. Ein älteres Paar war mit uns vom Bus aus gestartet; irgendwann trafen wir es, es wollte umkehren. Auch kam uns von oben jemand entgegen, der sowas wie „good luck“ sagte. Er meinte wohl das Wetter, das als nicht zu gut angekündigt war. Aber für den Vortag hatte dasselbe gegolten und es war schließlich besser gewesen. Und irgendwann wollte ich einfach auf diesen Gipfel hinauf, in der Hoffnung, von dort aus einen Überblick über die Insel zu bekommen. Länger wollte ich nicht mehr warten.

Es schien sich aber tatsächlich zunehmend zuzuziehen. Zunächst führte der Weg durch eher offenes Gelände, im weiteren Verlauf nach oben nimmt aber der Baumbewuchs zu. Und als wir im dichteren  Wald angekommen waren und es auch vom Himmel her immer dunkler geworden war, sah ich in etwa zehn bis 15 Metern Entfernung sowas wie einen Unterstand. Buchstäblich bei unserem Eintreffen dort platterte es los… ich hatte ein Adlerauge und wir großes Glück gehabt. Es war ein recht starker Guss, der auch mindestens eine halbe Stunde lang anhielt. Irgendwann hörte er aber zum Glück wieder auf. „Zum Glück“ auch deshalb, weil es an einigen Stellen doch rein regnete, und mein Zutrauen in unser Lager auf längere Sicht nicht zu groß war. So hatte es aber sehr gute Dienste geleistet, und nach besagter etwa halber Stunde ging es weiter nach oben.

Es war nun nicht eitel Sonnenschein ausgebrochen, es regnete leicht weiter und die Bedrohung blieb zunächst, dass es nochmal richtig anfangen könnte. Die Beschilderung und unser Kartenmaterial waren leider nicht eindeutig; für Fein-Informationen half auch Freund Google wenig. Schließlich fanden wir aber, u.a. vorbei am Refugio Monte Rivi, den Weg zum Gipfel. Von Weitem hatte ich ein neues Regengebiet gesehen, das von Nordwesten auf die Insel zukam, und tatsächlich erreichte es uns, als wir am Gipfel waren. Der Gipfelbereich ist zwar mit einem offenbar recht neuen Gipfelkreuz und kleinem Rast- und Spielplatzbereich ausgestattet. Er hat aber keinen überdachten Unterstand. Notdürftig kann man sich entweder unter ein paar Solarzellen oder an den Rand eines leider verschlossenen kleinen Hauses platzieren, was wir dann schließlich auch machten. Zusätzlich zum Regen war es auf einmal auch sehr neblig. Was natürlich sehr günstig ist, wenn man sich auf einem Berggipfel befindet.

Nebel und Regen verschwanden aber zum Glück nach etwa 15-20 Minuten wieder und wir wollten uns noch weiter im Gipfelbereich umsehen. Ich muss leider sagen, dass ich mich nicht gut vorbereitet hatte. Und dass die beiden Reiseführer, die ich alleine deshalb ausgesucht hatte, da sie die neuesten waren, nur schlappe Informationen lieferten. Es geht wirklich nichts über Peter Amanns „Liparische Inseln. Insel- und Wanderführer“  aus dem Iwanoski’s Verlag, auch wenn dessen jüngste Auflage aus dem Jahr 2010 stammt. Er ist in seiner Ausführlichkeit ungeschlagen.

Eine Stelle angeblich nur wenige Meter entfernt vom Gipfelkreuz, die einen tollen Blick zur anderen Seite hin, also auf Monte die Perri und dahinter die Nachbarinseln Filicudi und Alicudi, geben sollte, haben wir nicht gesehen. Und ehrlich gesagt war auch nicht viel vom Bereich des Kraters des ehemaligen Vulkans, der als gut erhalten gilt, zu erkennen, alleine deshalb, weil alles mit hohen Bäumen dicht zugewachsen ist.

Aber wir fanden schließlich das Refugio Monte Fossa Del Felci und den wirklich großartigen Ausblick auf die Nachbarinseln Lipari und Vulcano! Inzwischen hatte es auch endgültig aufgeklart und im freien war es auch merklich wärmer als im eher kühlen bewaldeten Bereich.
Von da an traten wir den Rückweg an; zurück in Richtung Monte Rivi und irgendwann dann den Weg in Richtung Santa Marina. Wobei wir nicht die zwei direkten Wege nahmen, die steil nach unten führen, sondern längere Zeit einem Forstweg folgten.

Die starke Vegetation dort oben hat mich doch sehr erstaunt. Das kannte ich von der Nachbarinsel Lipari nicht, und ein so bewaldetes Gebiet ist nicht das, was ich mit einer Mittelmeer-Insel verbinde. Angeblich wurden die Bäume, insbesondere Kastanien, einst durch die Römer eingeschleppt. Und alles gedeiht wohl durch eher häufigere Regenfälle infolge der  besonderen Exposition des Berges mit seinen 962 Metern besonders gut.

Das Wetter blieb nun zum Glück stabil gut, und nach kurzer Zwischenrast am Rifugio Serro Capo begann ein längerer steiler und auf die Dauer unangenehmer Abstieg nach Santa Marina Salina. Mit tollem Blick zwar links auf Stromboli und Panaräa und rechts auf Lipari, wir kamen an den Grotte dei Saraceni vorbei und da oben war eine totale Stille. Dennoch schien dieser Abstieg nicht zu enden und ging doch sehr auf die Knochen. Gut, dass wir nicht die beiden durchgängig steilen Treppenpfade hinunter genommen hatten.

Die Fotos sind wie immer durch Anklicken sehr viel größer zu bekommen!
Bild 1 zeigt den Blick in Richtung Nordwesten kurz vor Ankommen am Gipfel. Halblinks ist der Monte dei Porri zu sehen, vorn rechts der Monte Rivi. Die zu erkennende Schneise ist laut Peter Amann ein gezielt angelegter Feuerschutzstreifen. Die weiteren Fotos erklären sich aus dem Text. Bild 6 zeigt einen verdeckten Blick von irgendwann unterwegs auf die Nachbarinseln Filicudi und Alicudi.
Auf dem tollen Bild der Insel bei Wikipedia kann man tatsächlich den Rand des ehemaligen Kraters sehr gut erkennen. Demnach wäre insbesondere das Innere des früheren Kraters stark bewaldet.

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