Sunday, March 29, 2020

Lipari im Zeichen des Corona-Virus

Wenn ich zuletzt so viel auf meinen Urlaub auf Lipari zurückgeblickt habe, erscheint es mir wichtig, auch die aktuelle Lage auf dieser wundervollen Insel zu betrachten. Schließlich ist Italien ein Land, das vom Corona-Virus ganz besonders betroffen ist; ein Freund aus der Lombardei spricht von massiven Bewegungseinschränkungen, er könne sich aktuell nur im Radius von 200 Meter um die eigene Wohnung bewegen, und auch das nur mit triftigem Grund. Stand heute sind in Italien bereits 11.000 Menschen am Corona-Virus gestorben.
Folgende Informationen habe ich vom Betreiber des Bellezze Eoliane Blog sowie der Bertreiberin meines favorisierten Quartiers auf Lipari, B & B Diana Brown, Elena Villini.
Demnach gibt es aktuell noch keine Corona-Fälle auf Lipari, aber alle Bewohnerinnen und Bewohner müssen zuhause bleiben und dürfen nur für die notwendigsten Dinge raus. Die Fähren und Tragflügelboote fahren, aber nur mit wenigen Menschen, die aus gesundheitlichen oder beruflichen Gründen fahren müssen oder um die Insel mit Essen und Vorräten zu versorgen. (Online zeigt die Betreiberin des Verkehrs mit Tragflügelboote, LibertyLines keine Verbindungen an!)
Die Folge all der Restriktionen ist natürlich, dass keine Touristen auf die Inseln kommen können, was sehr bitter ist für eine Insel, deren Bewohner mindestens zur Hälfte vom Tourismus lebt.
Auch auf Lipari wird die Welt eine andere sein, wenn die Corona-Krise (hoffentlich bald) zu Ende sein wird. Nochmal Elena Villini:
I hope it will be all right and to resume our lives normally.
I hope to have you as my guest in the future. I wish you all the best too.
So möge es kommen…

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Tuesday, March 24, 2020

SO, 19.05., Filicudi

Filicudi ist mit einem Alter von rund 1 Million Jahre die älteste Insel der „Äolen“ und gehört mit 9,5 km² zu den kleineren Inseln des Archipels. Laut Wikipedia-Angaben bewohnten im Jahr 2001 235 (!) Menschen die Insel. Westlich von Filicudi kommt nur noch Alicudi; die abgelegene Insel ist mit dem Tragflächenboot von Lipari aus in rund 1 ½ Stunden zu erreichen. Meine Wahl, mir Filicudi als nächstes anzugucken, ging vor allem auf die Beschreibungen im Iwanowski‘s-Reiseführer (sicher der ausführlichste über die Inseln, die jüngste Auflage ist aber leider von 2010) zurück, in dem vom verlassenen Geister-Dorf Zucco Grande und von mit Steinen ausgelegten Maultierpfaden, die bis heute die Insel prägten, die Rede war.
In aller Frühe machte ich mich auf den Weg zum Hafen in Lipari; Sara hatte mir gesagt, dass auch noch andere ihrer Gäste heute nach Filicudi aufbrechen würden. Auf dem Schiff kamen wir tatsächlich ins Gespräch, und es kam dann auch dazu, dass wir den ganzen Tag auf Filicudi zusammen verbringen würden. Eigentlich war mein Plan gewesen, zuerst die Überreste des bronzezeitliche Dorfs auf dem Capo Graciano im Südosten anzusteuern und dann Zucco Grande zu besuchen. Zu dritt einigten wir uns aber auf die umgekehrte Reihenfolge, und wanderten nach einem kurzen Aufenthalt im Hafen-Cafe los. Dort war mir aufgefallen, dass es ein deutschsprachiges Buch über die Insel gab, aber ich wollte mir nochmal bis später überlegen, ob ich es mitnehme, zumal mir den Preis von 20 € für dies kleine Büchlein recht hoch erschien.
Vom Hafen aus bekamen wir gleich einen Eindruck von den wirklich tollen Wegen auf Filicudi: vom Meeresniveau aus stiegen wir zunächst durch bewohntes Gebiet („Rosa“?), später im nicht bewohnten Bereich oberhalb des Meeres zum verlassenen Dorf Zucco Grande an der Ostküste der Insel auf, das seit 1949 leer steht und dessen Häuser seitdem dem Verfall preisgegeben werden. Laut Iwanowski‘s gibt es aber mindestens eine Person, die sich halbwegs um den Erhalt der Wege durch die teils schon zugewucherten Häuser kümmert, auch sind sicher dieser Person die zwei Bereiche zu verdanken, die offenbar für Wanderer hergerichtet wurden. Die Wege, die überall zu sehenden Steinmauern wie auch die Vegetation und die orangenen Flechten geben der Insel einen ganz eigenen Charakter, und auch die Wegführung oberhalb des Meeres ist absolut spektakulär!
Bis Rosa (?) liefen wir denselben Weg zurück, den wir gekommen waren, gingen von dort aus aber nicht zurück zum Hafen, sondern nahmen auch noch den Ort Pecorini mit, der eine Kirche, ein ehemaliges Postamt und eine Mauer mit schrill-bunten Grafitti hat! Unser Weg führte uns – nachdem wir den Ort wieder verlassen hatten - wiederum oberhalb der Küste entlang. Der Höhenunterschied zum Meer ist an dieser Stelle aber schließlich nicht mehr allzu hoch, denn wir überquerten hier einen Isthmus, also eine niedere Landverbindung zwischen den drei ehemaligen Vulkanen von Filicudi, die nun in unseren Rücken lagen, und dem ehemaligen Vulkan an der Südostspitze, in der Capo Graciano liegt. In der frühen Bronzezeit um 2000 v. Chr. gab es eine Siedlung auf jener Landverbindung direkt am Meer, diese wurde jedoch nach einer gewissen Zeit auf die halbe Höhe des ehemaligen Vulkanes des Capo Graciano verlegt. Die vermuteten Lagen der Häuser sind inzwischen durch im Boden eingelassene Steine  gekennzeichnet. Zahlreiche Tongefäse aus dieser Capo Graciano-Kultur sind im Museum in Lipari ausgestellt. Auch hat man von jener Halbhöhenlage einen tollen Blick aufs Meer, auf den Hafen und die tief gelegenen kleinen Orte von Filicudi.
Wir hatten nun nur einen Teilbereich von Filicudi gesehen; nicht die drei Vulkane im Zentrum von Filicudi, geschweige denn die Felsklippen der Nordwestküste und auch nicht die berühmte Felsnadel La Canna.  Aber viel mehr war bei einer Tagestour nicht drin, und niemand von uns wollte sich abhetzen. Wir hatten nun noch rund 1 ½ Stunden Zeit, bis um 16.55 Uhr die letzte Fähre des Tages zurück nach Lipari fahren sollte. Die beiden gingen gleich vor zum Cafe, ich nahm noch ein kurzes Bad im Meer und legte mich noch eine Weile an den Kiesstrand, den ich vollständig für mich alleine hatte.
Nachdem es mir sehr gut auf Filicudi gefallen hatte, nahm ich mir doch das zuvor schon in Augenschein genommene deutschsprachige Buch aus dem Hafencafe als Erinnerung mit. Die Betreiberin des Cafes (und der Fahrscheinausgabe) warf mir beim Bezahlen einen ganz eigentümlich warmen Blick zu, an den ich – wie generell an den Tag auf Filicudi - sehr gern zurückdenke!

Der Autor des erwähnten Buches Roland Zoss ist nach Selbstbeschreibung ein Schweizer „Schriftsteller, Musiker, Songpoet“, der in den frühen  1970ern als 23-Jähriger kurzentschlossen ein altes Haus auf Filicudi gekauft und im Laufe der Jahre ausgebaut hat. Er schreibt über seine Eindrücke und Erlebnisse in kurzen, ausgefeilten, lesenswerten Berichten in „Die Insel hinterm Mond. Eine äolische Erzählung“, das mittlerweile in zweiter Auflage erschienen ist und es regulär für 29 € (so habe ich auf Filicudi ein Schnäppchen gemacht) zu kaufen gibt, u.a. über seine Website www.rolandzoss.com. (Bis vor wenigen Monaten bot er noch an, dass man das Haus auch für Kurz- wie auch Langzeitaufenthalte  mieten könnte, diese Information habe ich nun nicht mehr auf der Website gefunden.) 

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Monday, March 23, 2020

SA, 18.05., Lipari: Gipfeltour

Im "Outdoor"-Reiseführer war der „Gipfelwanderweg“ beschrieben, der auf einer Tour die beiden höchsten Berge Liparis, den Monte Chirica (602 Meter, vor rund 127.000 Jahren ursprünglich als Stratovulkan entstanden, längst überprägt durch nachfolgende vulkanische Ereignisse) und den Monte San Angelo (594 m, vor rund 90.000 Jahren ebenfalls als Stratovulkan entstanden) verbindet. Start der Tour ist etwas oberhalb von Quattropani im Nordwesten der Insel; wenn ich mich richtig erinnere, eine Busstation nach der der „Cave Caolino“. Dieser Bereich ist relativ fruchtbar, die Gegend ist, auch wenn sie recht hügelig ist, geprägt von kleinen verstreuten Anwesen sowie Gärten und Kleingärten. Das Wetter meinte es den ganzen Tag über gut mit mir, es war teils heiter, teils sonnig um die 20 Grad und damit besser als eigentlich angekündigt.
An einer Stelle endete der im Reiseführer von 2014 beschriebene Weg leider schon wieder im Nirgendwo, besser gesagt, an einem wüst gefallenen Haus. Ich gerate in solchen Situationen schnell außer Fassung, weil ich mir an solchen Problemen schnell die Schuld selbst gebe. Nach etwas Beruhigung und nochmaliger Draufsicht nach Umkehr war aber schließlich doch eine Abzweigung zu erahnen, aber wirklich nur zu erahnen. An einer Stelle setzte ein zugewachsener, steil ansteigender Pfad den Weg fort. Als ich oben wieder asphaltierten Boden erreichte und ein im Text beschriebenes neues Haus sah, war ich wieder beruhigt. Nun kläffte zwar ein Hund, der dann aber offenbar zurückgerufen wurde, jedenfalls konnte ich unbelästigt passieren. Wandererinnen und Wanderer sind in dieser Ecke ganz offensichtlich nur selten anzutreffen, mir kam auch im ganzen Laufe des Tages kein anderer entgegen und ich begegnete auch niemandem. Nur in diesem Abschnitt meiner heutigen Tour waren 1-2 Leute in ihren Kleingärten zu sehen. An einer schönen, traumhaft gelegenen Villa begann ein kleines Wäldchen und von nun an ging es auf den Monte Chirica hinauf, der in seinem oberen Bereich zu weiten Teilen bewaldet ist. Es gibt oben sowas wie ein Gipfelplateau, das an einer Stelle – wohl der höchsten -  ein Gipfelkreuz stehen hat. Ansonsten ist das dort aber ganz unspektakulär, keine Tafeln, Beschreibungen o.ä. Auch der Blick ist durch die starke Vegetation, über die man hinwegblicken muss, nur in manche Richtungen so richtig gut. Der eigentlich ganz okayne Blick rüber zu den Inseln Panaräa und Stromboli wird aber – das weiß ich, weil ich 2017 dort gewesen bin - von dem vom vorgelagerten Monte Pilato (476 m) übertroffen, an dem man direkt an der Abbruchkante steht und das Meer und die beiden Inseln fast direkt vor sich hat. Der Monte Chirica ist also eher ein Ort, den man besucht um sagen zu können, am höchsten Punkt von Lipari gewesen zu sein - aber es gibt weitaus spannendere Orte auf der Insel.
Der Abstieg in den Sattelbereich, der Monte Chirica und Monte San Angelo verbindet, führt durch weitgehend weißes Gelände mit mal dünnerer, mal kräftigerer Vegetation. Der weiße Boden kommt von Bimssteinausbrüchen des Monte Pilato, die aus der Zeit vor 11.000 bis vor rund 1.500 Jahren (also 500 n. Chr.!) stammen.
Auch der Monte San Angelo ist in seinem nordwestlichen, nördlichen und nordöstlichen Bereich stark bewaldet, so dass zunächst auch von dort oben keine besonders guten Ausblicke zu bekommen sind. Die Szenerie oben ist zunächst ohnehin recht ernüchternd. An der höchsten Stelle stehen mehrere Funkmasten, dazu wurde seinerzeit offenbar direkt dort gebaut, es standen Bauwerkzeuge herum und es war auch ein Bereich abgesperrt. Dazu machte irgendein Generator laute Geräusche, obwohl natürlich niemand zu sehen war, und ich auch sicher war, dass niemand dort in der Nähe ist. Auch gibt es in jenem oberen Bereich einen großen abgesperrten Bereich, der früher als Regenwasserreservoir genutzt wurde, zuletzt aber in Teilen ein Stellplatz für Solarzellen ist. Kein Ort um zu verweilen. Es lohnt sich allerdings sehr, den Gipfelbereich in etwas südlichere Richtung zu verlassen. Dort öffnet sich die Landschaft, und auf einmal sind hier wirklich großartige Blicke nach Osten (Monte Rosa), Südosten (Lipari Stadt, Sizilien), Süden (Monte Guardia, Vulcano) und später auch nach Westen (Lipari Westküste, Salina, Filicudi, Alicudi) möglich. Und das ist wiederum ein Ort, um endlos zu verweilen; um ein großartiges Panorama auf sich wirken zu lassen und zu staunen, dass es solch schöne Plätze geben kann! Es gibt einen Ort auf Lipari, der "Quattro occi" (oder auch "Belvedere") genannt wird, was meint, man bräuchte vier Augen, um die Schönheit des Anblicks erfassen zu können. Jenen Ort oberhalb der Spaggia Valle Muria mit Blick nach Vulcano sollte man natürlich gesehen zu haben, aber mehr noch als jener Mono-Blick ist dieser Platz des Monte San Angelo mit Blick in vielerlei Richtungen ein absolutes Highlight Liparis! Interessant dabei zu bedenken, dass alles, was südlich dieser Stelle zu sehen ist, erst seit vor 20.000 bis 13.000 Jahren in der III. Periode der Bildung von Lipari entstanden ist. Bis zu jener Zeit hätte man von hier aus direkt aufs Meer geblickt, und auch Vulcano gab es damals noch nicht.     
Von dort an ging es nochmal etwa die doppelte Wegstrecke bis zurück nach Lipari Stadt. Es sind weiterhin schöne Blicke möglich, der Weg selbst führt aber weitgehend über Asphaltstraßen und durch teils dichter besiedelte Gebiete, so dass ich irgendwann auch wieder froh war, den Corso in Lipari Stadt erreicht zu haben und im Quartier angekommen zu sein.

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Saturday, March 21, 2020

FR, 17.05., Lipari: Jähes Ende eines Sonnentages

Freitag sollte dann der Tag der Tage werden. Das Wetter hielt sich an den Wetterbericht und ich lieh  mir für 20 € ein Fahrrad aus, bei Bruno, der einen Fahrradladen in Lipari Stadt betreibt. Zu Bruno hatte ich sofort Vertrauen, er wirkte auf mich wie ein solider, cleverer und netter Fahrradexperte. Und es war ein Genuss, mit einem Mountainbike die gesamte, durchaus mit nennenswerten Anstiegen versehene Ostküste Liparis abzufahren, quer durch das aufgelassene Bimssteinbergwerk, von dem noch alle Anlagen dastehen wie nicht abgeholt, bis zu den nördlichsten Bimssteinbergen oberhalb von Acquacalda. Es ist immer wieder großartig, sich in diesem weißen Gebirge zu bewegen. Ein weiterer magischer Ort Liparis!
Anschließend fuhr ich ein Stück zurück, zur „Spaggia Della Papesca“, einem Strand, an dem ich vor zwei Jahren mehrmals gewesen bin. Was für ein Glücksgefühl, wieder an diesem Strand anzukommen! Hier gab es keine Quallen und es war wieder etwas absolut Besonderes, durch das Meer zu schwimmen, das auf einem teilweise weißen Meeresgrund liegt. Auch die Temperatur war okay; das Wasser war wärmer, als man es rein von der Lufttemperatur hätte erwarten können. ("Natürlich" war ich komplett allein an jenem Strand - das war ich meistens auch im Mai 2017 gewesen, und damals bei 25 bis 30 Grad...)
Leider blieb es bei einem Besuch im Wasser. Mich plagten auf einmal Augenschmerzen, ich hatte ein Brennen, das ich zunächst nicht zuordnen konnte, brachte es mit dem Salzwasser in Verbindung. Erst am nächsten Morgen, nach dem dritten Einsatz der billigen Sonnencreme, war aber klar, wodurch das Brennen hervor gerufen worden war. Ich schaffte es nur mit Mühe und halb geöffneten Augen, die 3 km zurück nach Lipari Stadt zu fahren, dort das Rad zurückzugeben und die Aktivitäten des Tages unerwartet früh zu beenden.

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