
Irgendwann endet der öde Waldweg tatsächlich, ich sehe einen
Bach, ein Gebäude und wenig später auch das Schild zur Fritz-Putz-Hütte, die
etwas erhöht liegt. Es ist kurz nach 18 Uhr und ich weiß überhaupt nicht, was mich
erwarten wird. Nur, dass ich einen Platz im Matratzenlager einer
„Selbstversorgerhütte“ hatte reservieren lassen, die direkt am Fuß des Säuling
liegt, des Berges, den ich schon seit Kindertagen immer mal besteigen wollte. Ich
komme den Weg zur Hütte hinauf und sehe zwei-drei mittelalte Menschen, die mich
freundlich begrüßen. Ich nehme an, dass sie die Betreiber der Hütte sind, setze
mich zu ihnen und wir reden ein bisschen.
Erst von der jungen Frau, die mich nun zu meinem Zimmer (!) im zweiten
Stock führt, erfahre ich, was hier los ist. Von den Hüttenbetreibern selbst ist
niemand zugegen, es sind auch keine anderen Gäste außer mir anwesend. Alle, die
ich bisher getroffen habe, und noch ein paar mehr, die noch auf der Anreise
sind, insgesamt 35 Leute, gehören zur Sektion einer Freiwilligen Feuerwehr
eines kleinen Ortes in der Nähe von Augsburg mit etwas über 100 Einwohnern. Skuril,
wo ich da gelandet war. Schräg, aber toll auch das Zimmer, das ich ganz für
mich hatte: eine große Abstellkammer, in dem ein Doppelbett nur für mich steht!

Die erste Übernachtung im viel zu engen 4er-Zimmer des Staufner Hauses war echt
eine Zumutung gewesen, danach war es in den diversen Matratzenlagern immer besser
geworden. Nun ein eigenes, dazu durchaus großes Zimmer zu haben, in einer
„Selbstversorgerhütte“, was ja eher nach low level klingt, kam absolut
unerwartet.
Das
Geld für Übernachtung und entnommene Getränke sollte ich dann übrigens einfach an einer
Stelle, die mir die junge Mit-Gästin zeigte, hinterlegen, das liefe rein auf Vertrauensbasis. Nachdem ich ausgepackt habe, gehe ich runter in die riesige
Gemeinschaftsküche, in der so ziemlich alles zu finden sein dürfte, was man
sich wünschen kann. Schränke voller Tassen, Töpfe, Teller, Besteck, Salz, Pfeffer… in einer
Schublade findet sich auch eine Schere, mit der ich meinen eingerissenen
Fingernagel schneiden kann. Und die Bayern laden mich ein, mit ihnen „Brotzeit“
zu machen. Einige von ihnen waren womöglich gespannt auf mich gewesen. „Bist du
der Fremde?“, fragt mich einer im Spaß. Ich begreife irgendwie nicht mehr so
wirklich, was geschieht und wo ich

gelandet bin, aber auf eine Art finde ich es
herrlich, und ich komme mit dieser freundlichen und aufnahmebereiten Gemeinschaft
auch gut aus. Auch wenn mir auffällt, dass sich die Frauen wie
selbstverständlich um das Essen und später auch um den Abwasch kümmern. Und mir
das dann doch, auch wenn wir uns sonst gut verstanden haben, eine grundlegende
Differenz aufzeigt. Leonhard, der Vorsitzende in meinem Alter, kennt den
Säuling bereits und kann mir noch ein paar wertvolle Hinweise zur Vorausplanung
geben. Nach dem Essen verabschiede ich mich dann recht bald – mein Geschirr
habe ich selbst abgespült, jawohl! – und beende einen weiteren langen Tag,
diesmal im eigenen Zimmer.
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