Sunday, May 21, 2017

AUSBRUCH 2017

AUSBRUCH aus Aachen gehören zu den Bands aus der "klassischen Deutschpunk-Ära", die mir am besten gefallen. Sie hatten durch die besondere Gitarre, den recht tiefen Gesang und das moderate Tempo immer etwas Besonderes, Geheimnisvolles. Selbst das zweite Album, das 1994 bei Impact Records erschien, gefiel mir mit seiner melancholischen Stimmung sehr gut - wobei ich diese Meinung nach meinem Eindruck leider weitgehend exklusiv habe...
Als ich hörte, dass die Band nach geschätzten 20 Jahren Pause wieder auftritt, hoffte ich auf ein Berlin-Konzert, und Dank Noltis New Rose Radio (danke!) erfuhr ich auch von jenem Konzert am 20. Mai im Tommyhaus. Es war klar, dass dieses Konzert starke Konkurrenz haben würde - in der Stadt spielten am selben Abend mit EA 80 und Cock Sparrer zwei absolute Schwergewichte. Und gleich vorweg, die Reihen bei AUSBRUCH blieben leider sehr überschaubar.
Ein absoluter Witz-Preis am Eintritt, "5 - 8 €", was ist das denn? Nach einem kurzen netten Plausch und dem Hinweis, dass ich mit dieser Angabe total Schwierigkeiten habe, denn wenn ich zu wenig gebe, hab ich ein schlechtes Gewissen, aber als 8.- €-Krösus fühl ich mich auch nicht wohl... bezahlte ich 6 € und alle waren zufrieden. Am Tresen - Radler 2 € incl. Pfand - gibt es übrigens auch T-Shirts zu kaufen, zum Preis von "6 - 9 €"... 😀
Letztendlich finde ich das aber symphatisch, wie ich mich auch im ganzen Tommyhaus sofort wieder total wohl fühlte. Die Leute dort sind nett zu einem, wie man es sonst nur von Dorf-Jugendzentren kennt. Keine/r, die/der es besonders wichtig hat. Einfach nett und sympathisch. Sollte ich öfters mal hin.
Den Anfang machte eine Schrei-HC-Band aus Kiel, nett, nicht meine Musik, aber da die Reihen eben so dünne waren, blieb ich aus Solidarität gegenüber der netten Band fast das ganze Set über vorne stehen.
Nur ganz langsam hatte sich der Raum etwas mehr gefüllt, als AUSBRUCH begannen. Meine Güte, die Band will ich schon seit spätestens 1994 mal live sehen (hatte mit ihnen seinerzeit auch mal ein Brief-Interview geführt), und nun geschieht das in diesem doch eher traurigen Rahmen. Waren es 30 oder 35 Zuschauer? Au weia. Es war schnell zu spüren, dass es für die Band total frustierend war, sie hatten sich den Abend offenbar völlig anders vorgestellt. Insbesondere der Sänger machte seiner Enttäuschung häufig Luft. Versuchte, Witze über Cock Sparrer zu machen. Letztendlich konnten aber die, die gekommen waren, nix dafür, dass nicht mehr gekommen sind. Und die Stimmung wurde nicht schlechter, sondern schrittweise besser, also es war nicht so, dass die Band den Laden leer gespielt hat, sondern denen, die da waren, hat's gefallen.
AUSBRUCH spielten viele neue Lieder, geschätzt zwei Drittel des Sets waren neue Lieder. Das war zunächst etwas irritierend und gewöhnungsbedürftig. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass eine Band, die sich quasi neu gründet und - mit neuem Schwung und wohlgemerkt unpeinlich - offenbar neu durchstarten will auch neue Lieder spielt. Aber - die Diskussion gab's Anfang der 90er schonmal, als sich viele 77er-Bands wieder zusammen taten - wenn eine Band unter ihrem alten Namen auftritt, sollte sie schon als Band mit ihren alten Songs erkennbar sein. Zwischen diesen beiden Polen, mit diesen beiden Bedürfnissen haben Band wie Publikum zu kämpfen. Bei AUSBRUCH hätte ich mir eine höhere Quote an alten Songs gewünscht. Gefühlt wurden die neuen Songs - die oftmals immer noch diese besondere Gitarre haben, während der Gesang nicht mehr ganz so tief ist wie auf Platte - immer besser und überzeugender, das ganze Set hatte auch ordentlich Wumms. Letztendlich war es ein okaynes, ein gutes, aber kein sehr gutes Konzert. Dazu war der Rahmen zu dünne und die Set-List nicht das, was ich mir erhofft hatte. Sie sollten sich vielleicht statt AUSBRUCH tatsächlich AUSBRUCH 2017 nennen, wie sie der Sänger ab und an angesagt hat.   

Labels: ,

1 Comments:

Blogger Kongo-Otto said...

Ausbruch legen übrigens Wert darauf, dass sie keineswegs frustriert gewesen seien und doch noch ihren Spaß gehabt hätten. Und: dass es ein neuer Sänger, nicht der alte sei.

11:50 AM  

Post a Comment

<< Home