Friday, March 27, 2009

Bitteres Fazit eines Friedrichshainer Geschichtsvereines

Auszüge aus: http://www.friedrichshainer-geschichtsverein.de.html

(...)

Seit 1990 wurde der Bezirk von Immobilien-Haien, Spekulanten, Unternehmern, Politikern und Beamten aus dem Westen, mit Unterstützung von örtlichen SPD-, PDS-, Grünen- und CDU-Bürokraten, konsequent deindustrialisiert und verschachert. Hausbesetzer wie Freke Over (PDS) und andere Glücksritter der Spaßgesellschaft profitierten von dieser Entwicklung. Sie gaben ihre privat-kommerziellen Unternehmungen als "alternativen Ansatz" zur Abschaffung des Kapitalismus aus. Dieser "Urknall" der neuen, kreativ-selbstbestimmten Lebensweise in der Mainzer Straße vollendete sich 1990 zwangsläufig vom Happening zur Straßenschlacht. Zwar verdeckte die Konfrontation zeitweilig, dass die Eliten aus Staat, Wirtschaft und Alternativszene lieber einträchtig zusammenarbeiten, aber kein Ereignis konnte besser den Beginn des Zeitalters einer neuen Intoleranz einläuten. Rücksichtslose Egomanie und Hedonismus, oberflächlich-theatraler Rollenspielkult und Gutmenschlichkeit in Nebensachen eroberten den Boxhagener Platz, der seit 2000 als angesagtes Szene-Viertel in Berlin gilt. Die mit viel Beifall aufgenommene Inszenierung des öffentlichen Lebens wendet sich unbarmherzig gegen die sozialen Lebensgrundlagen derjenigen, die, ob Ost- oder Westdeutsche, In- oder Ausländer, nur als Komparsen in diesem Theaterstück auftreten dürfen.

Zusammengehalten wird Friedrichshain von seinem größten Fremdkörper. Noch heute wird die Stalinallee im Bewusstsein vieler alter Friedrichshainer so empfunden. Deren pittoresker Charme erfuhr 1990 nach dem politischen Sieg über ihren Bauherrn eine grandiose ästhetische Aufwertung.

In der Folge avancierte Friedrichshain einerseits zur prolligen Shopping- und Party-Meile, andererseits zum Dienstleister vorrangig westlicher elitärer Szene-, Studenten-, WG- und Karriere-Wohnwünsche in Berlin. Der Verdrängungsdruck auf die ortsansässige Altbevölkerung nahm dramatische Züge an. Im Jahr 2001 wurde Friedrichshain auch offiziell Kreuzberg angeschlossen und als ein attraktiver Standort, mit dem globale Investoren unter Schirmherrschaft des Grünen-Bürgermeisters Dr. Franz Schulz anstellen können, was sie wollen, in das 21. Jahrhundert entlassen.

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