Schlechte Lage (1)
Im kurzen Stück der Straße, in der der Laden steht, in dessen Hinterzimmer ich mein Lagerbüro habe, wechseln nahezu halbjährlich die benachbarten Gewerbe. Als ich vor knapp fünf Jahren einzog, hatte den Laden direkt nebenan ein Kubaner, bei dem ich nie essen war, dessen Spaghetti mit Ketchup allerdings sprichwörtlich geworden sind. Ein netter Typ - der nur Dank eines rassistischen Spruches seines ekligen Vermieters aus dem Knebel-Mietvertrag rausgekommen ist.
Es folgte ein ambitionierter wirkendes Lokal, das offenbar vor allem abends Gäste anlocken wollte. Neben Getränken gab es auch selbst gekochte Speisen, die Richtung war deutsche und böhmische Küche. Auch dieses Etablisment hielt sich nicht lange - es ist einfach keine gute Lage, in diesem Teil der Straße, der durch die Straßenbahn und lauten Autoverkehr geprägt wird. Und durch parkende Autos auf den Gehsteigen. Kein schöner Ort, um zu verweilen. Schon gar nicht zur warmen Jahreszeit draußen. Das Stück Schei, äh Straße befindet sich zwar in einem Gebiet, von dem man meinen sollte, es könnte recht frequentiert sein. Es liegt zwischen der "Bettenhochburg" mit den ganzen Hostels nahe des Ostkreuzes und dem Kiez um die Simon-Dach-Straße. Warum also kein Vorglüher oder Absacker in einer der Querstraßen dazwischen? Aber nein. Die Leute wollen in die Straße, die ihnen ihr Reiseführer vorschreibt. Allenfalls die Wühlischstraße scheint noch profitieren zu können. Unsere Straße ist hingegen wirklich nicht einladend.
Als nächstes folgte die "Wandelbar". Wieder aufwändige Arbeiten an der Fassade, und Mühe und Liebe, es tat mir schon fast weh, das alles mitanzusehen. Hier war offenbar das Konzept gewesen, einen Bar-Betrieb zu etablieren und dazu einen Ort für Parties zu stellen. Seit dem Jahreswechsel wirkte das ganze sehr verwaist, es tat sich nichts mehr im Schaufenster. Bis mindestens Ende März hing dieser Zettel hier links aus. Und zum zweiten Quartal machten sich wieder neue Menschen daran, den Laden zu renovieren. Ein italienischer Imbiss ist nun am Entstehen, der sich offenbar gezielt die Lauf- bzw. Stehkundschaft der Straßenbahnhaltestelle direkt vor dem Laden zum Publikum machen will. Das klingt zunächst nach einem vernünftigen Gedanken, allerdings ist die Haltestelle auch nicht dermaßen stark frequentiert. Außerdem fährt die Bahn alle 10 Minuten, allzu lange Wartezeiten sind also in aller Regel nicht angesagt. Ich bleibe skeptisch. Die Miete ist viel zu hoch und die Lage schlecht. An zweiterem wird voraussichtlich auch nicht viel ändern, dass nicht weit entfernt das sg. Freudenberg-Areal neu bebaut wird, und bald vor allem besserverdienende Mitmenschen die Gegend bevölkern werden.
Labels: Friedrichshain
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