Sunday, March 08, 2015

Buzzcocks + Cyanide Pills live in Berlin

Einige Jahre lang hatten sich die Buzzcocks rar gemacht. Auch dieses Jahr sollte es nur zwei Konzerte in Deutschland geben - eines in Hamburg, eines in Berlin. Nachdem mir letztes Jahr - durch seltsames Tour-Booking! - die Undertones entgangen waren, wollte ich mir dieses Jahr nach rund 22 Jahren wenigstens mal wieder die Buzzcocks angucken. Die eigentlich veranschlagte Location "Bi Nuu" war einige Wochen vor dem Konzert ausverkauft - die Betreiber (denen zusätzlich noch das "Lido" gehört, und denen gute Bande zum Kulturbürgermeister des Bezirkes nachgesagt werden) verlegten es schließlich ins "Astra", einem sehr großen Laden, in dem u.a. auch die großen "Punk & Disorderly"-Festivals stattfinden. Durchaus überraschend, dass die Buzzcocks so einen Laden füllen können - letztendlich war es sogar komplett ausverkauft. U.a. hatte aber auch Radio 1 mehrmals dafür geworben, war als Unterstützer aufgetreten.
Bereits vor dem Konzert war klar, dass es ein Ereignis werden würde. Viele Leute aus anderen Städten hatten ihr Erscheinen angekündigt. Allgemeine Vorfreude war angesagt, außer bei den Leuten, die "Bin Nuu" / "Lido" / "Astra" wegen diverser Vorfälle beim Übergang von "Kato" zu "Bi Nuu" immer noch boykottieren. Etwa 20.30 Uhr fingen die Cyanide Pills aus Leeds an. Eine bekannte Größe im 77-Style-Punkrock, fünf junge Kerls um Mitte / Ende 20, die schon seit geschätzten fünf Jahren aktiv sind, inzwischen zwei LPs und diverse 7"es raus haben und immer noch in der selben Konstellation wie am Anfang spielen. Eine gute Truppe, die auch ihren eigenen Stil hat. Allerdings wurde schnell deutlich, dass sie eher in kleineren Läden wie etwa dem "Wild at heart" zuhause sind. Sie wirkten auf der großen Bühne des "Astra" recht verloren, auch der Sound war nicht so packend wie in nem kleinen Schuppen.
Nach einiger Pause dann die Buzzcocks aus Manchester. Nicht ganz in Original-Besetzung, aber die wesentlichen Kräfte Steve Diggle und Pete Shelley sind noch mit dabei. Die ersten drei Lieder waren alles Volltreffer: "Boredom", Fast cars" und "I don't mind". Dann ein paar neuere Lieder, die dann auch dazu führten, dass der Auftritt etwas verflachte. Ich begegnete diesem Gefühl und machte mich auf weiter nach vorne. Aber irgendwie konnte ich nicht vollständig überzeugt werden. Bei einem Hit wie "Sick city sometimes", gesungen von Steve Diggle, kam der Gesang sehr schlecht rüber. Manche andere Songs wie "Autonomy" oder "Noise annoys" wurden künstlich in die Länge gezogen, was mir überhaupt nicht gefiel. Worauf ich auch überhaupt nicht kann, sind Animationen an das Publikum, in die Hände zu klatschen. (Und auf ein Publikum, das das dann auch noch mitmacht...) Das hatte was von Stadion-Rock.
"Promises" wurde noch gespielt, und als Zugabe - ich hatte es vorhergesehen - "Harmony in my head", "Ever fallen in love" und "Orgasm addict". Da wurde es dann endgültig skuril, denn ich stand ganz vorne, um mich herum nur 20-jährige Mädchen. Die sich von einer Band bestehend aus Männern Ende 50 " You are an Orgasm addict" vorsingen ließen. Wenn das nicht schon an Kinderschändung grenzte... Da sind verschiedene andere "alte" Bands wirklich selbstironischer unterwegs, u.a. um genau solchen Situationen vorzubeugen.
Es war ein Rock-Konzert, und viele junge Menschen haben sich offenbar einreden lassen, dass es ein Event sei, die Buzzcocks live zu sehen und sind deswegen hingegangen. Die Band war mit viel Spielfreude zu Werke gegangen, insbesondere Steve Diggle ist eine sympathisch wirkende alte Rock-Sau, während Shelley mehr so den bärtigen Lehrer darstellt... Dennoch haben sie zu viert die große Bühne wirklich ausgefüllt, einfach durch ihre Präsenz. Vielleicht ist es auch menschlich verständlich, dass sie angesichts der Freude über ein solch großes Publikum ein bisschen Rockstar-mäßig aufgetreten sind. Und natürlich ist es - Stichwort Ironie-frei - etwas anderes, vor 100 als vor über 1000 Leuten zu spielen. Aber für mich war es dann auch okay, als es vorbei war.
Dass es dennoch ein sehr schöner Abend war, lag an den zahlreichen Begegnungen, die so ein großes Konzert mit sich bringt. Insofern durchaus - das erhoffte Ereignis!

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