Wednesday, November 10, 2021

Gedenken an den 9. November 1938

"Schuld heißt es

Fernsehen zu sehen

Am 8. Mai abends

und dann schlafen zu gehen"

Das ist eine Textzeile der Band Carefree aus dem Lied "Bergen-Belsen", die mir in Erinnerung geblieben ist. (Wobei ich ohnehin den Eindruck habe, dass mein langjähriger Punkrock-Konsum für meine antifaschistische Grundierung verantwortlich ist, aber das ist ein anderes Thema.) Bei mir ist weniger der 8. Mai, Tag des Kriegsendes 1945, als der 9. November ein Tag, den ich auf eine Art besonders verbringen will, in Gedenken, was an jenem Tag 1938 geschah.

Seit 1990 gibt es in Moabit eine jährlich stattfindende Kundgebung zum Ereignis, an der Stelle, an der einst eine große Synagoge stand, die in den Jahren 1941 und 1942 perverserweise als Sammelstelle für Juden für Ihre Deportation genutzt wurde. Es gibt an der Stelle inzwischen eine gut sichtbare Gedenkstelle, dies alles ist ist bei Wikipedia ausführlich nachzulesen.

Dieses Jahr war die Kundgebung insofern was Besonderes, da mir gelungen ist, unseren Chor dort auftreten zu lassen. Und da der anschließende Gedenk-Schweigemarsch zur Putlitzbrücke am Westhafen zum Mahnmal der dort stattgefundenen Deportationen von einer jungen jüdischdeutschen Organisation durchgeführt wurde, die das Gedenken - in Zusammenarbeit mit der Moabiter Initiative "Sie waren Nachbarn" - sehr persönlich und berührend gestaltet hat. So sagte eine der Sprecherinnen, die nach eigener Auskunft auch Vorfahren durch den Holocaust verloren hat, am Mahnmal, sie sei sehr glücklich, dass es jenes Mahnmal gebe; sie fahre auf ihrem Arbeitsweg täglich daran vorbei und freue sich immer daran. Und sie wünsche sich, dass jede Person so denke.
Das macht Mut, dass die Erinnerung mit dem Ableben der letzten Überlebenden nicht endet, sondern eine nachgewachsene junge Generation das Gedenken mit neuen Inhalten füllt.

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