Tuesday, March 19, 2019

Annäherung

Der Wunsch, das Gebälk, das entstand, möglichst behutsam, originalgetreu widerzugeben.
Und das von einem, der sonst Probleme gern eingrenzen, reduzieren will, um sie klein, um sie überschaubar zu halten, und sie dadurch leichter lösen zu können. Zunehmend ahnend, dass er den Phänomenen damit nicht gerecht wird. Weil er sie ja kleiner macht, als sie eigentlich sind.
Kollege D. setzt auch auf einfach. Schlicht. Ordentlich, aufgeräumt. Läuft gern. Oft seinen 8 km langen Heimweg. Hat einen Garten, mit Nachbarn und den Resten seiner Familie. Mit acht Jahren ins Heim gekommen, Vater Fabrikarbeiter, Mutter abgehauen. Hat sich gut gehalten; es überrascht, dass er weniger als zehn Jahre bis zur Rente hat. Alleinstehend. Nicht wirklich glücklich damit, aber offenbar darauf eingerichtet, dass sich nicht mehr viel ändert. Teils etwas brummelig, aber im Ganzen sehr umgänglich und nett.
Kollege D II. (weil, es ist in der internen Hierarchie sehr wichtig, wer am längsten da ist) reduziert auch gern. Aber er tut das, um gehört zu werden. Er verschlichtet seine Aussagen, obwohl er fraglos in der Lage ist, komplexe Dinge zu erkennen. Er vereinfacht sie soweit, dass es streckenweise richtiger Müll ist, den er raus lässt. Stichworte: Frauenrechte. CDU-Wähler. „Hillary“ sei auch nicht besser als Trump (im Wahlkampf vor zwei Jahren). Und das am frühen Morgen. Bisher habe ich noch keine Strategie, wie damit umzugehen.
Etwa Mitte 30, bis vor kurzem noch bei den Eltern lebend. Im Durchgangszimmer zum Balkon. Hat es gern ordentlich, geregelt. Änderungen machen Sorge, und generell scheint er Angst zu haben, Fehler zu machen. In diesem Punkt verschlichtet er nicht; er überzeichnet, dramatisiert Probleme oder drohende Gefahren vielmehr. Was wiederum für mich, als relativer Neuling im Arbeitsgebiet und sonst wie gesagt bestrebt, Probleme überschaubar zu halten, zunächst den Umgang erschwerte.
Er zeichnet ziemlich genial kleine Figuren und Tiere und scheint auch trotz seiner manchmal spröden Art ein letztendlich herzlicher und auch durchaus reflektierter Mensch zu sein.   

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