Thursday, November 24, 2016

Armee der Verlierer

Nun gehöre ich endgültig zu den Leuten, die morgens losgehen, wenn es gerade mal hell geworden ist, und abends nach Hause kommen, wenn es bereits schon wieder dunkel ist. Und die auch noch froh darüber sind.
Nicht etwa darüber, dass ich – momentan, zu dieser Jahreszeit - kaum Tageslicht bekomme. Aber darüber, nochmal das Glück gehabt zu haben, einen Job zu finden, mit dem ich mich gut finanzieren kann. Ich bin in der Tat bereit, dafür einiges in Kauf zu nehmen. Das war ich auch schon für den Übergangs-Malocher-Job von März bis September, der noch schlechter bezahlt war. Nur endlich selbst Geld verdienen. Und nicht mehr das tun, was Helmut Kohl einem einst vorgeworfen hat: „alles bestreiten, nur nicht den eigenen Lebensunterhalt“.
Wie es irgendwie fast alle tun, die immer beim Punk-Konzert neben einem gestanden hatten, und auch vorgegeben hatten, auf D.I.Y., Nicht-Kommerz und BlaBlaBla zu schwören. Warum nur stand ich damit auf einmal alleine da? Jemand wie Moses Arndt ist heute Arzt. Und auch viele andere haben  – heimlich? - an ihren Karrieren gestrickt. Und einem irgendwann das Gefühl gegeben, definitiv etwas falsch gemacht zu haben.
Lebenslüge Punk. Man muss sich eben doch anstrengen, man muss gut sein, um zu überleben. Oder jedenfalls, um halbwegs gut leben zu können. So ist das Spiel. Die anderen, die die Spiele, die man lernen muss, gelernt haben, haben es schlicht früher als ich kapiert.
Aber auch wenn Punk einem an dieser Stelle irgendwann nicht mehr weiter bringt, ist ohne Punk dennoch alles nichts. Wie ohne Fußball. Und Geschichte. Und noch 1-2 Dinge. Die Lebenselixiere geben einem die Kraft zu leben. Und lassen es hinnehmen, Teil der Armee der Verlierer zu sein.

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2 Comments:

Anonymous Gaffa said...

Der Blogeintrag könnte auch von mir sein.Ich stehe ja schon lange im Arbeitsleben.Nur früher wars mir scheißegal wenn ich gekündigt wurde irgendwo und hab blau gemacht um mit der Band auf Tour zu gehen.Kann ich mir nicht mehr erlauben.Ich dachte auch mal daß ich irgendwann mit der Band so gut bin daß ich davon leben könnte.Aber gräm dich nicht.Ich bin froh daß ich das alles erleben durfte.Aktuell versuche ich wieder Musik zu machen.Nur ist da noch rein gar nichts veröffentlichungsreif.Ich bin manchmal so nostalgisch daß es weh tut.Auch nicht gut, weil es einen in der Gegenwart blockieren kann.

10:41 PM  
Anonymous Anonymous said...

Hey,

habe hier einen schönen Text einer absolut guten live-Band.
Passend zum Thema.

Grüße
Joc

https://www.musixmatch.com/de/songtext/Moop-Mama/Party-der-Versager
musik lohnt auch ...

11:53 PM  

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