Gerrit Meijer gestorben

PVC hatte bei Incognito Records 1997 eine Doppel-10" mit alten Aufnahmen veröffentlicht, 2007 noch eine Anthology mit Songs aus den Jahren 1977-2007. Als ich 2010 Incognito übernahm, lud er mich zu sich nach Moabit ein; die Straße, in der er wohnte, quere ich mittlerweile, wenn ich nach Charlottenburg fahre. Er hatte noch weitere alte Aufnahmen, und mein Eindruck war, ihm ging es insbesondere darum, soviel wie möglich zu veröffentlichen. Mangels Geld und da ich nicht vollständig von den Songs (es ging um PVC wie auch um welche seiner anderen Band WHITE RUSSIA) überzeugt war, kam damals nichts zustande.

Nein, ich habe ihn - im Gegensatz zu vielen anderen aus der Berliner Punk-äh-Sekte, der er immer nah verbunden blieb, auch wenn er durch seine vielfältigen Aktivitäten bzgl. "Punk-Ur-Zeit" auch für die Medien, insbesondere in Berlin, ein Ansprechpartner geworden war - nicht wirklich gut gekannt. Er hat mich auf der Straße nicht erkannt. Ich bin ehrlich gesagt auch kein übermäßiger PVC-Fan, finde nur "Wall City Rock", "Berlin by night" und "Can't Escape" so richtig gut, viele andere Songs nur durchschnittlich. Wahr ist auch, dass Gerrit einige Jahre und bei wichtigen Aufnahmen (u.a. beim Einspielen der ersten LP) gar nicht bei PVC spielte. Und dass Nachrufe wie der in der Berliner Zeitung, er sei "der Sid Vicious Kreuzbergs" gewesen, in vielerlei Hinsicht totaler Humbug sind. Bei PVC-Auftritten in den 2000ern wirkte er für manchen Jung-Punk sicher total rätselhaft und deplaziert: mit seinem schlohweißen Haar auf der Bühne stehend. Aber er war bis zuletzt ein wacher, aufrechter, unpeinlicher, beeindruckender Typ. Der fehlen wird. Und dessen Buch ich mir nun - auch wenn die Geschichte der frühen Punk-Zeit für mich eigentlich durch ist - doch zulegen möchte.
Signieren geht leider nicht mehr.
Labels: Berlin, Platten produzieren, Punk, Punk 77, Punk aktuell
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