Friday, February 16, 2024

Neapel: Italien lebt vom Mitmachen

Im Juni 2022 bin ich erstmals wirklich in Neapel gewesen. Sechs Tage, und nach einem halben Tag Eingewöhnungszeit, in der ich von der Unübersichtlichkeit der vielen engen Gassen der Altstadt echt überfordert war, fand ich es völlig geil. Was ein Tempo, was eine Dynamik, was eine Lautstärke.

Irgendwann im Jahr 2023 habe ich den Film Nostalgia angeschaut, der in Neapel spielt, und in erster Linie deswegen habe ich ihn auch geguckt. Tatsächlich einige Orte wieder erkannt, aber er lohnt sich auch abgesehen davon. Er steigert Tempo und Spannung immer weiter...

Letzten September bin ich wieder dort gewesen, diesmal nur zwei Tage. Habe aber in diesen vieles weitere entdeckt. Beim ersten Mal war ich völlig verblüfft gewesen, wie stark weiterhin Diego Maradona dort präsent ist, mit dem der SSC Neapel 1987 und 1990 italienischer Meister geworden ist. 2023 hat der Verein erstmals wieder die Meisterschaft erreicht und ich hatte mich gefragt, wie sich das nun im Stadtbild äußern würde. Tatsächlich war die Stadt auch noch Ende September überall mit Gesichtern und Trikots der Meistermannschaft geschmückt. Das jedoch nicht zu Lasten von Maradona, er ist weiterhin sehr präsent, und auf mindestens einem Plakat wurde eine Verbindung zueinander hergestellt...

Neapel hat eine U-Bahn; erst diesmal bin ich mit ihr gefahren. Genauer gesagt gibt es zwei voneinander unabhängige U-Bahn-Betriebe; eine, die die italienische Bahn Trenitalia betreibt und die dort auch tatsächlich mit (teils sehr alten) normalen Regionalzügen fährt. Und eine andere von einer anderen Gesellschaft. Deren Gleise teils sehr tief liegen. Diese letztere wurde nach meinem Eindruck fast nur von Touristinnen und Touristen genutzt. Aber ganz ehrlich... natürlich ist es viel geiler, mit einem Roller durch die engen Gassen zu heizen. Wie es das Klischee, aber tatsächlich auch die Wirklichkeit ist.

Ansonsten bin ich diesmal auf der Burg gewesen, nicht nur auf dem Platz davor. Und der Blick von ganz oben über die Stadt, zum Vesuv und über den Golf von Neapel ist schon wirklich großartig... ein paar Euro Eintritt, die sich lohnen.

Insbesondere die Altstadt erscheint in ihrer Gebäudesubstanz sehr rott, nur an einzelnen Stellen scheint saniert zu werden. Aber ich musste an Berlin denken, an Friedrichshain um die Jahrtausendwende und die vermeintliche Gewissheit, dass dort in nächster Zeit nicht viel passieren würde. Wie schnell es schließlich (innerhalb von zehn Jahren?) sehr stark verändert aussah. Neapel mit seiner Lage am Meer, seinem Tempo und seiner Dynamik hat auf jeden Fall das Zeug dazu, eine Trendstadt zu werden.

Trotz Meloni und Co.? Es wirkt abgefahren, dass so eine Stadt von einer rechten Regierung regiert wird. 2021 wurde allerdings der der Partito Democratico nahestehende Gaetano Manfredi im ersten Wahlgang mit 63 % der Stimmen Bürgermeister.  

1 Comments:

Anonymous Gaffa said...

Schönes Kurzportrait von Neapel.

3:14 AM  

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