Zwei Abende in der Zionskirche
Beeindruckend oder befremdlich? Direkt nachdem die Dokumentation, auf die
ich hier neulich hingewiesen hatte, vor nach Zeitungsangaben rund 350
Zuschauern gelaufen war, sollte die Diskussion begonnen werden. Es meldete sich
eine Frau, die mit einem Wahnsinns-Verve losfeuerte, wie es sein könnte, dass
der ehemalige Angreifer auf das Zionskirch-Publikum sich in der Dokumentation so
präsentieren könnte, ohne dass darauf hingewiesen werde, dass er sich weiterhin
auf Neonazi-Demonstrationen zeige. Woher nur nimmt sie die Gewissheit, dass das
hier „ihre“ Veranstaltung ist, wie kommt sie darauf, dass automatisch jeder
Anwesende ihrer Meinung ist, dass sie so offensiv auftritt? Wobei sie
inhaltlich durchaus Recht hatte. Jener ehemalige Täter kommt in der Tat sehr „authentisch“
und durchaus positiv rüber. Es ist ein Gewinn für die Dokumentation, dass er dort
mit auftritt. Aber natürlich ist es problematisch, dass nicht recht deutlich
wird, von was er sich letztendlich distanziert: von der Gewalt oder einer
rechten Einstellung. Sein Zungenschlag („Zecken“) lässt eher ersteres vermuten.
Dass zum Schluss aus dem „off“ geäußert wird, dass er bis zum heutigen Tage
Kommunisten hasst, würde allerdings vermutlich auch jemand wie (Ex-?) Punk
Stracke aus Leipzig für sich bestätigen, der sich u.a. im „Ostpunk“-Film
unversöhnlich gegenüber allen Nachfolgern der SED äußert und diese zu bekämpfen
vorgibt.
Nach dieser ersten Wortmeldung verlief die Diskussion – zu der Element of Crime natürlich nicht gekommen waren, warum sollten sie auch – aber friedlicher und differenzierter. So wurde von Seiten der damaligen Veranstaltern geäußert, dass der Angriff auf das Publikum durch die Skinheads zunächst gar nicht ins Gewicht gefallen war. Sie hätten sich darüber gefreut, dass rund 1.000 Zuschauer zum Konzert in die Kirche gekommen waren, und dieser Erfolg sei das Entscheidende gewesen. Erst die Berichte durch westdeutsche Medien mit Beginn des nächsten Tages hätten diese Ereignisse in den Vordergrund gestellt und DDR- und Deutschlandweit bekannt gemacht. Sie seien dann auch ein Impuls gewesen, eine Antifa in der DDR aufzubauen.
Insgesamt gab der Besuch ein Gefühl für diese beeindruckend große, recht marode aussehende Kirche an der Grenze von Mitte zu Prenzlauer Berg an einem Herbst-Abend, wie er vielleicht auch damals gewesen war.
Nach dieser ersten Wortmeldung verlief die Diskussion – zu der Element of Crime natürlich nicht gekommen waren, warum sollten sie auch – aber friedlicher und differenzierter. So wurde von Seiten der damaligen Veranstaltern geäußert, dass der Angriff auf das Publikum durch die Skinheads zunächst gar nicht ins Gewicht gefallen war. Sie hätten sich darüber gefreut, dass rund 1.000 Zuschauer zum Konzert in die Kirche gekommen waren, und dieser Erfolg sei das Entscheidende gewesen. Erst die Berichte durch westdeutsche Medien mit Beginn des nächsten Tages hätten diese Ereignisse in den Vordergrund gestellt und DDR- und Deutschlandweit bekannt gemacht. Sie seien dann auch ein Impuls gewesen, eine Antifa in der DDR aufzubauen.
Insgesamt gab der Besuch ein Gefühl für diese beeindruckend große, recht marode aussehende Kirche an der Grenze von Mitte zu Prenzlauer Berg an einem Herbst-Abend, wie er vielleicht auch damals gewesen war.
Am Abend darauf gab es dann nach einer Sondergenehmigung ein
Punk-Konzert in der Kirche, bei der u.a. Hans am Felsen aus
Berlin und The Movement aus Koppenhagen auftraten. Warum ausgerechnet eine Band
aus Dänemark an so einem Abend, fragte ich mich, auch wenn sie noch so
antifaschistisch sein möge? Es war letztendlich aber völlig egal, wer da spielte,
denn die Akkustik war – womöglich durch den hohen Turm der Kirche – so schlecht,
dass man kein Wort verstand und auch keinen Ton wieder erkannte. Es war so
schlimm, dass mir der völlig chaotische und uneingängige Sound auf den Magen
ging und ich den Raum wegen Übelkeit frühzeitig verlassen musste. Auch das ein
Gefühl aus der Zionskirche. Das daran denken ließ, dass es gar nicht so
schlecht sein muss, nicht bei jedem historischen Ereignis dabei gewesen zu
sein.
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