Sunday, January 10, 2016

Alle Jahre wieder...

... geht quasi bei uns hinter'm Haus die Luxemburg-Liebkneckt-Gedächtnis-Demonstration vorbei. Heute habe ich es wieder nicht geschafft, rechtzeitig aufzustehen und mir das anzusehen. Ich hörte nur wieder einige ungewöhnliche Geräusche, und konnte dann vom Balkon aus in ca. 300 Meter Entfernung einige rote Fahnen vorbeiziehen sehen.
Eigentlich stehe ich auf so etwas: Fahnen, Ikonen, eindeutige Parolen. Auch wenn ich mir diese längst nicht mehr zu eigen machen kann. Wenn ich mir das ganz von Nahem angesehen hätte, dann als Beobachter, interessierter Beobachter. Es ist für den Historiker immer wieder interessant, auf wen da immer wieder Bezug genommen wird. So hieß die Demo vor einigen Jahren vorübergehend "LLL-", für "Luxemburg, Liebknecht, Lenin"-Demo, ehe es sich offenbar rumgesprochen hat, dass Lenin für heutige Maßstäbe doch nicht so cool gewesen ist... Vor einigen Jahren sah ich auch einige Stalin-Konterfeis. Zu DDR-Zeiten war dies eine staatlich verordnete Demo, zu der zwangsfreiwillig einige zehn-, wenn nicht hunderttausende von Leuten aufmarschierten. Als die Demo vor etwa 10-15 Jahren nochmal eine richtig starke Blüte erlebte, wurde das auch als eine Form von "Ostalgie" begriffen, als nun - längst freiwillig - immer noch bzw. wieder zehntausende Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet (und wohl auch aus dem Ausland) mitliefen. Getragen wird die Demo heutzutage nicht nur aus der traditionellen Linken aus Linkspartei und DKP, sondern auch aus Teilen der "modernen"(?) oder zumindest jugendlichen Antifa-Linken; eine Strategie, die ich übrigens - wenn man die Demo als "Treff- und Sammelpunkt der Linken" betrachtet und als Ort, neue Bündnisse zu schließen - durchaus als sinnvoll erachte.   
Dieses Jahr hätte es am Ende der Demo in Friedrichsfelde eine Führung zu den Gräbern gegeben, mit Bernd Langer, einem wirklich fähigem, reflektiertem Antifa-Historiker, dessen aktuelles Buch zur Geschichte der Antifa allerdings seltsam dünn geblieben ist. Da wäre ich durchaus gern dabei gewesen, leider zu spät entdeckt.

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