Saturday, January 04, 2014

Frankfurt / Oder

Das leerstehende "Lichtspieltheater der Jugend" in der Heibronner Straße (früher Wilhelm-Pieck-Straße)

Dem Wikipedia-Eintrag zufolge, begann die Entwicklung der Siedlung Frankfurt / Oder im Laufe des 13. Jahrhunderts. 1253 wurde ihr das Stadtrecht verliehen. (Angaben zur Zeit vor dem 13. Jahrhundert fehlen leider)
1430 als Hansestadt erwähnt, überspringen wir elegant die weitere Zeit bis zum Jahr 1832, als die Bevölkerungszahl kräftig ansteigt. Damals sind es 15.000 Einwohner, 1850 bereits 30.000. 1875 50.000, 1900 62.000. Bis 1914 steigt die Einwohnerzahl auf etwa 73.000, dann sinkt und stagniert die Einwohnerzahl bis Anfang der 1930er Jahre, ehe sie bis 1940 nochmal auf rund 88.000 ansteigt.

Frankfurt spürte die Neugründung Polens nach 1918 wirtschaftlich massiv: viele Absatzmärkte brachen weg.

Im Januar 1945 sollen Frankfurt und die "Dammvorstadt" östlich der Oder als Brückenkopf gegen die nahende rote Armee dienen und die Hauptstadt Berlin abschirmen. Zuvor hatte die Stadt wohl nur einen größeren (britischen) Bombenangriff erleiden müssen: am 15.2.1944 mit 58 Toten. Ebenfalls im Januar 1945 ziehen bis zu 300.000 Flüchtlinge aus dem Osten durch Frankfurt/Oder.
Am 22. und 23.4. bombardiert die rote Armee die Stadt und ihre Bodentruppen erobern die Stadt. Infolge dieser Bombardierungen und weiterer Brandstiftungen werden 93% (!) der Innenstadt zerstört.
Im Potsdamer Abkommen wurde die Oder als Ostgrenze Deutschlands festgelegt; dadurch ging die "Dammvorstadt" an Polen und trägt seither den Namen Slubice .
Blick über die Oder nach Slubice

In den 50er und 60er Jahren wird das Stadtzentrum "unter weitgehender Aufgabe des alten Stadtgrundrisses" (Wikipedia) neu aufgebaut. Nur wenige historische Gebäude wurden wieder neu aufgebaut.
Bis 1948 sinkt die Einwohnerzahl rapide auf 42.000 Einwohner.
Zur DDR-Zeit nimmt Frankfurt als eine von 15 Kreis-Städten des Landes, was eine bessere Versorgungslage und Wohnraumsituation bedeutete, was die Einwohnerzahl angeht eine gute Entwicklung, und bis 1988 erreicht es wieder die Einwohnerzahl von 88.000.
Durch Wegzüge und eine niedere Geburtenrate verringerte sich die Einwohnerzahl auf aktuell um 58.000; in den Jahren 2001-2005 wurden 3500 Wohnungen, vor allem in Plattenbauten, abgerissen. Auch für die nähere Zukunft wird von einer abnehmenden Tendenz ausgegangen.

Unser Besuch dort war am 2. Januar. Das studentische Leben lag sicher brach, aber insgesamt blieb der Eindruck einer für die Einwohnerzahl überdimensionierte Stadt.
 
Breite Straßen in Bahnhofsnähe, mitten am Tag völlig leer. Ebenso leer eine Straße im Stadtzentrum, die zur DDR-Zeit wohl als Fußgängerzone gebaut worden war.

Auch der mit zwölf Gleisen recht große Bahnhof: zum Zeitpunkt unserer Abreise kurz nach 17.00 Uhr ungewöhnlich leer, er gab fast schon das Gefühl eines Geister-Bahnhofes.
Dennoch oder gerade deswegen: ein anregender Besuch! Sehenswert neben allem Genannten auch die Insel Ziegenwerder in der Oder.


Hauptpostamt in der heutigen Karl-Marx-Straße, errichtet 1895-1902, bis heute ist die Post noch drin

Blick von der Oderbrücke nach Frankfurt: die sozialistische Stadt

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