„Es ging darum, wie man die Klorolle richtig einlegt.“
Bemüht
gefasst kam Y. vom Gespräch mit Frau B. zurück, die sie zuvor zu sich gebeten
hatte. In ihrer typisch Schweizer Zurückhaltung, die ich als Süddeutscher auch
sehr gut kenne, hatte Y. die neuen Informationen geschluckt und war offenbar
noch damit beschäftigt, sie zu verarbeiten und einzuordnen.
Ich hatte mir schon gedacht, dass es um etwas gehen musste, das nur Frauen betrifft, denn ich sollte nicht dabei sein, als Frau B. Y. gerufen hatte. Ich hatte schon sagen wollen: „Ich will’s gar nicht wissen“, als Y. zurück kam. Aber das war doch eine neue Qualität, ein neues Highlight in der Sammlung der Erlebnisse mit Frau B. Und als J. davon später hörte, brauste sie in ihrer bodenständigen, etwas burschikosen, aber immer herzlichen Art richtiggehend auf. Bei diesem Quatsch hätte sie nicht mehr ruhig bleiben können, wenn sie dabei gewesen wäre.
Ich hatte mir schon gedacht, dass es um etwas gehen musste, das nur Frauen betrifft, denn ich sollte nicht dabei sein, als Frau B. Y. gerufen hatte. Ich hatte schon sagen wollen: „Ich will’s gar nicht wissen“, als Y. zurück kam. Aber das war doch eine neue Qualität, ein neues Highlight in der Sammlung der Erlebnisse mit Frau B. Und als J. davon später hörte, brauste sie in ihrer bodenständigen, etwas burschikosen, aber immer herzlichen Art richtiggehend auf. Bei diesem Quatsch hätte sie nicht mehr ruhig bleiben können, wenn sie dabei gewesen wäre.
Y. und J. sind meine beiden direkten Kolleginnen, das
heißt, eigentlich war J. zuerst da, eine Woche vor Y. J. ist eine patente
Ost-Frau Anfang 30 aus Potsdam, gelernte Buchbinderin, hat aber auch schon in
diversen anderen Jobs Erfahrungen gesammelt. Y. ist ebenfalls Anfang 30
und hat das, was wir als Hilfskraft-Arbeit ausüben, studiert, ist also eigentlich
überqualifiziert. Weil es in ihrem Beruf nicht allzu viele Stellen gibt und der
Liebe wegen ist sie jedoch in Berlin und direkt neben mir gelandet. Wir drei
kennen uns erst fünf bzw. sechs Wochen, wir verstehen uns aber bereits so gut
und sind teils schon so eng, dass ich mich manchmal frage, wo das noch enden soll,
wenn wir wirklich über längere Zeit bis hin zu Jahren hier zusammen arbeiten
sollten. Gut, letzte Woche haben wir uns erstmals kurz gezankt. Aber auch das
ist wohl eine Folge von Vertrautheit. Wenn die Schweizer bzw. Süddeutschen
damit beginnen, ihre verbindliche „Nett zu Fremden“-Art abzulegen, weil man
sich nicht mehr fremd ist.
Frau B. ist eine eigentlich interessante, aber völlig nervtötende Frau. Sie wird auch „Gräfin“ genannt, ist auch im Haupthaus (also nicht nur in unserem Außenmagazin) bekannt und wird schlicht als Nervensäge angesehen. Interessant, weil sie ein sehr gewinnendes Lachen hat. Weiterhin interessant, dass sie mit 61 Jahren sehr flott gekleidet ist und blonde Haare hat, die aussehen, als wären sie nicht gefärbt. Das ist mir gleich am ersten Tag aufgefallen, und das interessiert mich seither. Markant ist weiterhin, dass sie recht groß ist. Sie war, bevor J. und Y. kamen, die einzige Frau im Haus unter fünf bis sechs Magazin-Mitarbeitern. Sie übt die selbe Tätigkeit aus wie wir, ist uns auch nicht vorgesetzt. Sie genießt aber allein wegen ihres Alters und dadurch, dass sie die Arbeit bereits eine zweistellige Anzahl von Jahren ausübt, einen gewissen Respekt.
Viel wirkungsmächtiger als die interessante ist aber die nervtötende, überpenible, pedantische Kontrolletti- Seite an ihr. Türen abschließen, Licht ausmachen, Hinweis-Zettel exakt an die Stelle, an die sie ihrer Meinung nach hingehören, aufhängen. Und das immer und immer wieder zu betonen. Es kleben überall ihre Hinweis-Zettel, besonders beliebt dafür die Toiletten. Das ist Frau B. Am ersten Tag dachte ich, „au Backe“, aber J. beruhigte mich, sie sei vielleicht nur besonders aufgeregt, weil auf einmal zwei neue Menschen in ihr Territorium eindringen. Wichtig war mir trotzdem, dass diese Frau auf einer anderen Etage als wir arbeitet. Manchmal sehen wir sie tagelang nicht; wenn sie dann jedoch auftaucht und damit anfängt, absolute Kleinigkeiten drei und viermal zu wieder holen… dann verabschiede ich mich gern mal unauffällig. Denn auch wenn wir gelinde gesagt keinen übermäßigen Stress bei der Arbeit haben (Arbeit gibt es genug, aber niemanden, der uns sagt, wie schnell wir sie erledigen sollen, geschweige denn uns auf die Finger schaut) , geht mir eine solch sinnlose Art, Zeit zu verbringen, völlig auf die Nerven. Dann schalte ich automatisch ab, und selbst wenn doch noch etwas wirklich Interessantes käme, würde es bei mir nicht mehr ankommen. Frau B. ist ein character. Aber einer, auf den man nach einer Begegnung auch wieder verzichten könnte.
Es gibt mindestens zwei weitere characters in der Belegschaft, u.a. ein typischer gemütlicher West-Berliner mit voluminöser Stimme, der nicht – wie ich anfangs dachte - Galetzke heißt, aber ganz ähnlich. Und ein ehemals Ost-Berliner mit Stasi-Familien-Geschichte, der seinen „Ruhige Kugel“-Job dazu nutzt, nebenher - also auf Arbeit - Bücher zu lesen und unter Pseudonym auch selbst zu verfassen. Er mag mich offensichtlich, hat mir neulich das „Du“ angeboten und ich - immer auf der heimlichen Jagd nach Lesern - hätte ihm am Anfang fast vom Blog erzählt. Aber das geht nicht, denn er soll ja nichts über sich selbst lesen...Irgendwann hat er damit angefangen, mir die "Pommesgabel" zu zeigen, wenn wir uns treffen. Ich mache das seither auch.
"Du hast natürlich einen Vorteil, wenn du mit den Satansbrüdern im Bunde bist." -
"Wenn ihr bereits an der Klorolle scheitert, kann ich leider nichts für euch tun."
Frau B. ist eine eigentlich interessante, aber völlig nervtötende Frau. Sie wird auch „Gräfin“ genannt, ist auch im Haupthaus (also nicht nur in unserem Außenmagazin) bekannt und wird schlicht als Nervensäge angesehen. Interessant, weil sie ein sehr gewinnendes Lachen hat. Weiterhin interessant, dass sie mit 61 Jahren sehr flott gekleidet ist und blonde Haare hat, die aussehen, als wären sie nicht gefärbt. Das ist mir gleich am ersten Tag aufgefallen, und das interessiert mich seither. Markant ist weiterhin, dass sie recht groß ist. Sie war, bevor J. und Y. kamen, die einzige Frau im Haus unter fünf bis sechs Magazin-Mitarbeitern. Sie übt die selbe Tätigkeit aus wie wir, ist uns auch nicht vorgesetzt. Sie genießt aber allein wegen ihres Alters und dadurch, dass sie die Arbeit bereits eine zweistellige Anzahl von Jahren ausübt, einen gewissen Respekt.
Viel wirkungsmächtiger als die interessante ist aber die nervtötende, überpenible, pedantische Kontrolletti- Seite an ihr. Türen abschließen, Licht ausmachen, Hinweis-Zettel exakt an die Stelle, an die sie ihrer Meinung nach hingehören, aufhängen. Und das immer und immer wieder zu betonen. Es kleben überall ihre Hinweis-Zettel, besonders beliebt dafür die Toiletten. Das ist Frau B. Am ersten Tag dachte ich, „au Backe“, aber J. beruhigte mich, sie sei vielleicht nur besonders aufgeregt, weil auf einmal zwei neue Menschen in ihr Territorium eindringen. Wichtig war mir trotzdem, dass diese Frau auf einer anderen Etage als wir arbeitet. Manchmal sehen wir sie tagelang nicht; wenn sie dann jedoch auftaucht und damit anfängt, absolute Kleinigkeiten drei und viermal zu wieder holen… dann verabschiede ich mich gern mal unauffällig. Denn auch wenn wir gelinde gesagt keinen übermäßigen Stress bei der Arbeit haben (Arbeit gibt es genug, aber niemanden, der uns sagt, wie schnell wir sie erledigen sollen, geschweige denn uns auf die Finger schaut) , geht mir eine solch sinnlose Art, Zeit zu verbringen, völlig auf die Nerven. Dann schalte ich automatisch ab, und selbst wenn doch noch etwas wirklich Interessantes käme, würde es bei mir nicht mehr ankommen. Frau B. ist ein character. Aber einer, auf den man nach einer Begegnung auch wieder verzichten könnte.
Es gibt mindestens zwei weitere characters in der Belegschaft, u.a. ein typischer gemütlicher West-Berliner mit voluminöser Stimme, der nicht – wie ich anfangs dachte - Galetzke heißt, aber ganz ähnlich. Und ein ehemals Ost-Berliner mit Stasi-Familien-Geschichte, der seinen „Ruhige Kugel“-Job dazu nutzt, nebenher - also auf Arbeit - Bücher zu lesen und unter Pseudonym auch selbst zu verfassen. Er mag mich offensichtlich, hat mir neulich das „Du“ angeboten und ich - immer auf der heimlichen Jagd nach Lesern - hätte ihm am Anfang fast vom Blog erzählt. Aber das geht nicht, denn er soll ja nichts über sich selbst lesen...Irgendwann hat er damit angefangen, mir die "Pommesgabel" zu zeigen, wenn wir uns treffen. Ich mache das seither auch.
"Du hast natürlich einen Vorteil, wenn du mit den Satansbrüdern im Bunde bist." -
"Wenn ihr bereits an der Klorolle scheitert, kann ich leider nichts für euch tun."
Labels: Neues Leben, Sicherer Hafen
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