Straßenfußball am Mariannenplatz
Ich staune immer wieder, für was die ohnehin wenigen Grünflächen im Berliner Innenstadt-Gebiet alles hergegeben werden.
Am absurdesten sicher die „Neuköllner Maientage“, ein Rummelplatz, der drei Wochen lang mitten in der Hasenheide abgehalten wird. In anderen Städten gibt es Festplätze, oder Straßen, die für eine bestimmte Zeit für derlei Feste gesperrt werden. In Neukölln hingegen werden Karussels, Schießbuden usw. einfach auf der Liegewiese aufgebaut.
Zur WM ist nun im Tiergarten eine riesige „Fanmeile“ für 500.000 Menschen aufgebaut. Schon seltsam, vor wenigen Jahren wurde die „Loveparade“, die immer in dieser Gegend verlief, aus irgendwelchen Naturschutzgründen verboten. Ein mehrwöchiges, noch viel größeres Event muss das natürlich nicht fürchten...
Auch die große Wiese im Treptower Park ist von einem umzäunten Groß-Gelände zum Fußball-kucken belegt.
Und auf dem Mariannenplatz wird gerade ein 2000 Leute fassendes Mini-Stadion aufgebaut. Für eine Straßen-Fußballer-WM, die vom 2. bis 8. Juni dort stattfinden soll, angeblich gesponsort von Coca Cola.
Die letzten Tage bin ich dran vorbei gekommen, und war schon erleichtert zu sehen, dass offenbar nicht der ganze Platz, sondern nur die Mitte mit der Treppe belegt werden soll.
Dennoch finden sich u.a. in der Naunynstraße Protestplakate gegen das Vorhaben. Dass der Platz belegt ist. Dass die Straßenfußballer aus aller Welt ihre Anreise trotz Sponsorengelder selbst bezahlen müssen. Dass Anwohner nicht die Möglichkeit haben, eigene Verkaufsstände aufzubauen. Dass sie nichtmal kostenlos die Spiele besuchen dürfen. Dass Coca Cola sich hier einfach mal eben einkaufen und den Mariannenplatz belegen kann...
Neueste Meldung dazu heute in den Briefkästen. Die BSR (Berliner Stadt Reinigung) ruft in Flyern die Bevölkerung dazu auf, am Samstag vor dem Event den Mariannenplatz zu säubern. „Um den Gästen einen sauberen Eindruck zu geben.“
“Let’ s putz“, ja sind wir denn in Stuttgart? Haben die berüchtigten Exil-Schwaben nun endgültig das Ruder übernommen?
1 Comments:
Sehr geehrter Herr Dr. h. c. rer. pol. Kongo-Otto,
mit größtem Genuss habe ich eben Ihren pieksauber recherchierten Kommentar zu den unseligen Kapitalisierungstendenzen nun auch schon in xBerggerlingen gelesen. Wirklich großartig, ich pflichte Ihnen in allen Punkten umstandslos bei, auch ich komme ja inzwischen aus dem Granteln gar nicht mehr heraus. Bringen Sie die Dinge nur immer so geschmeidig auf den Punkt! Ich bekenne, ich bin ein großer Fan von Ihrer Beobachtungsgabe, dennoch werde ich heute mal ausnahmsweise meine Identität nicht preisgeben, die ich Sie auch every bloody Samschdtigg bei Ihren Sturmläufen in der KMG-Arena & in anderen Spielstätten bewundere.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre größte Verehrerin auf Stralau
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